Kiening Genealogie für das Gebiet nordwestlich von München:

Hofnamen

Es ist nicht nur in Süddeutschland auf dem Land üblich, den Häusern, bevorzugt den Bauernhöfen, Namen zu geben. Diese Hausnamen oder Hofnamen bleiben unabhängig vom Namen des Besitzers bestehen. Oft war und ist der Hofname bekannter als der Familienname des Besitzers. Nicht selten sind die Hofnamen bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg um das Jahr 1600 entstanden und es weiß heute niemand mehr, wie der Hof zu seinem Namen kam. Nicht nur im Dorf, sondern auch im Umland ist der Name bekannt und in Gebrauch.

Dieses Register dient zum Auffinden von Hofnamen.

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Quelle

Es handelt sich hier nicht um eine systematische Ordnung der Hofnamen, sondern um eine Quellen-Abschrift. Die Hofnamen stehen hier so chaotisch wie in den Quellen: Mühlen zum Beispiel findet man unter ....-mühl, Mühle, Müller, -müller usw. Der Mühlsimon war aber kein Müller, sondern war Mühlknecht. Der Schneiderbauer war kein Schneider, sondern Bauer.

Erfaßt wurden die Hofnamen aus dem Steuerbuch 1760 (Historischer Atlas von Bayern) und aus dem Kataster von 1812. Normalerweise sollten diese identisch sein. Der Hofname wurde als Brücke benützt, um die Häuser bzw. ihre Besitzer von 1760 und die von 1812 in Übereinstimmung zu bringen. Wo es nicht paßte, wurden Hofnamen mit Fragezeichen versehen.

Die Hofnamen sind alt, aber sie leben bis heute ! Oft ist der Hofname von einem Vornamen abgeleitet und wechselte mit jeder Generation. Tauchen 2 Vornamen als Hofname auf (Beispiel Hans - Simon), dann nennen sie 2 Besitzer in der zeitlichen Reihenfolge. (Beispiel: Simon ist der Sohn oder Nachfolger des Hans: Hansens Simon). (In Ostfriesland gerade umgekehrt.)

Mit der Steuerbeschreibung von 1760 wurden die Hofnamen amtlich und sind dadurch wie erstarrt. Waren sie vom Vornamen des Besitzers abgeleitet, so wechselten sie plötzlich nicht mehr mit jeder Generation, sondern blieben fortan unverändert. Daraus folgert die Regel: Ist der Hofname aus einem oder zwei Vornamen gebildet, hieß der Besitzer um 1760 so.

Mundart-Probleme

Es gibt im Bayerischen Vokale, für die kein Buchstabe verfügbar ist, wie oa statt ei, dumpfes a usw. Da hatten die Schreiber natürlich Probleme, die gehörten Hofnamen aufzuschreiben. In den 240 Jahren seit der Güterbeschreibung sind die Hofnamen weiter abgeschliffen worden. Wer mit der Hofnamenliste aufs Dorf zieht, stößt auf Verständigungsprobleme: "Einen Thaimer-Hof haben wir nicht, oder meint ihr vielleicht den Doama." Der Niumer war einmal ein Neumayr. Da dem Verfasser die Ortskenntnisse fehlen, stehen die Hofnamen so im Computer, wie sie von der Quelle abgeschrieben wurden.

Doch auch da gibt es Probleme: Der Historische Atlas Friedberg nennt in Stockach einen "Kuebeni". Wenn man "wie jeder in der Gegend" weiß, daß es der "Korbini"-Hof ist, wird man den gestochen schön geschrieben Namen auch so lesen, und nicht Kuebeni. Der Hofbesitzer vor 1760 hieß Korbinian Heiß.

Anekdote:

Kürzlich hatte ich Besuch von einem Familienforscher, der im Berufsleben höherer Polizeibeamter war. Er stammte nicht aus Bayern, war aber in der Nachkriegszeit als junger Polizist in einer ländlichen Polizeistation in Oberbayern eingesetzt. Als er meine Liste der Hofnamen mit den Verweisen zu den Besitzernamen sah, rief er aus: "Diese Liste hätten wir gebraucht!" Die Polizisten hatten das Problem, daß sich die Landbevölkerung nur nach den Hofnamen und Vornamen kannte, während in Polizei-Unterlagen (Einwohnermelde-Register) von Hofnamen keine Spur war. Da wußte jeder, wer wer ist und wo er wohnt, nur die Polizisten hatten keine Ahnung, von wem die Rede war und konnten weder Namen, noch Adressen brauchen. Aus amtlichen Unterlagen sind die Hofnamen bald nach 1800 verschwunden, denn seitdem gab es die Hausnummern.

Der Gebrauch der Hofnamen hatte aber nicht den Zweck, als Tarnnamen gegenüber der Obrigkeit zu dienen, sondern im Gegenteil: In einer Zeit mit kurzer Lebenserwartung oder hoher Fluktuation, wie im Dreißigjährigen Krieg, konnte man sich nicht mit den Familiennamen orientieren, sondern brauchte langlebigere Ordnungsbegriffe. Als solche wurden die Hofnamen selbstverständlich von den Grundherren benützt.

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(C) Josef Kiening, zum Anfang www.genealogie-kiening.de