Ignaz Jais, Kommentar von Josef Kiening

Zum Verständnis sollten Sie die vorher die anderen Beiträge gelesen haben.

Der plausibelste Zeuge in Mindelheim sagte, dass Valentin Jais in spanischem Kriegsdienst reich wurde. Die Genealogie schaut also so aus:

Christoph Jais, Schmied in Mindelheim um das Jahr 1600 (Heirat), hatte als 6. Sohn um 1610 (Geburt) obigen Valentin. Um 1632 schloss sich dieser als junger Mann den Schweden an, dann den Spaniern. Sein Sohn Ignaz ist schon in Spanien geboren, etwa um 1650 und nach seiner Laufbahn als Gouverneur von San Domingo 1706 in Antwerpen gestorben. Den Nachlass erhielt seine Tochter, die in Spanien verheiratet war.

Die Witwe des Jais oder Diaz war scheinbar mehrmals verheiratet, mit einem Schleder und einem Pongraz. Bei den drei Nachlässen Jais, Schleder und Pongraz handelt es sich immer um die gleichen Häuser, die von den "Erben" dreimal gezählt wurden. Den Wert solcher Häuser konnten hiesige Bauern nicht schätzen, so entstanden Phantasie-Zahlen, weit jenseits ihrer Rechenkunst und Zahlenkenntnis.

Bei Vorhandensein eines Testamentes werden die gesetzlichen Erben, auch wenn sie nichts oder nicht alles erben, benachrichtigt. Das ist heute so und war damals genauso. Deshalb wurde der Soldat Martin Edtenhofer 1709 in den Jais-Heimatort Mindelheim geschickt, mit einer schriftlichen Nachricht an die Jais-Familie. Edtenhofer selbst konnte nicht lesen und  wusste nur, dass es sich um die Erbschaft eines reichen Mannes handelte. Da Edtenhofer keine direkten Verwandten mehr fand, nahm der zuständige Richter die Schriftstücke an sich. Vermutlich stand in diesen, dass nichts wesentliches hierher vererbt wurde, weshalb der Richter Imhof die Sache als erledigt betrachtete.

Leider hat er das nicht dem Soldaten Edtenhofer gesagt. Dieser fühlte sich um seine Belohnung betrogen und brachte nun die Gerüchte-Lawine ins Rollen. Auf dem Weg nach München fand er in Dürabuch eine gleichnamige Familie Jais, die möglicherweise sogar irgendwie mit den Mindelheimer Jais verwandt war, und gierig den Bericht von der vermeintlichen Erbschaft hörte.

Die zuständigen Behörden konnten in der Folgezeit den "Erben" noch so oft erzählen, dass es überhaupt keine Erbschaft gab, niemand glaubte es.

Anzumerken ist noch, dass Mindelheim 1616 unter bayerische Herrschaft kam, das übrige Schwaben erst 1806.

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(C) Josef Kiening, zum Anfang www.genealogie-kiening.de