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Familienname Wagensonner

verfasst von Toni Benz, Lenggries, 2006:

Da meine Großmutter eine geborene Wagensonner war, habe ich mich natürlich mit diesem Namen schon länger befasst und bin stets an allen Daten über die Wagensonner interessiert. Vielleicht hat jemand Wagensonner in seiner Forschung.

Der Familienname Wagensonner deutet auf einen Schmied hin, der die sogenannte Waginsun (=Pflugschar) hergestellt hat. Es gibt bei Mallersdorf im Landkreis Straubing-Bogen) auch einen Weiler Wagensonn. Dieser heiß zuvor Pühelhof und hat seinen Namen allerdings von einer früheren Besitzerfamilie "Wagensonner". Vermutlich gehen unsere Vorfahren auf diesen Hof zurück. Es hat den Anschein, dass unsere Vorfahren nur wenige Kilometer von diesem Hof entfernt ihren Ursprung haben.

Was die "Wagensun" ursprünglich war, kann man deutlich am Wappen der Stadt Erding ersehen, das eine "Wa'gnsun" hat. Nach Andreas Schmellers Bayerischem Wörterbuch gab es im Mittelalter den Spruch "D' Artinge Wappm is e Wagngsu" (Das Erdinger Wappen ist eine Wagensun, eine Pflugschar). Das Wort "Wagensun " (oder auch Wageisen) soll vom althochdeutschen "uuagensun, uuaginsun, uuagansin usw." abstammen. Weiter schreibt Schmeller, dass der erste Teil des Namens (="Wagen") an "das Aufwegen der Ackererde" (im Sinne von "bewegen ") denken lässt.

"Die andere Form (="sun") scheint bloß aus einer grundlosen Deutung aus Eisen entstanden zu sein." Weiter schreibt Schmeller: "Auch das oberländische "Wagngsol, Wagngsoi" (vgl. Solen) ist wohl nur Aussprachsform dieses nicht bloß in seinem letzten Teil rätselhaften Wortes." Die Solen am Pflug sind nach Schmeller "Eisenschienen, womit die untere Fläche des Pfluges beschlagen" ist, bzw. "die Pflugschar selbst".

Bei der Entwicklung des Ackerpfluges vom Hackenpflug zum Wendepflug war sie der wichtigste und ausschlaggebende Teil für gute Bodenbearbeitung und Fruchtbarkeit der Felder. Mit ihrer Tülle am Sterz des Pfluges befestigt, riß sie den Boden auf; lockerte ihn und wühlte das Erdreich auf. Später erst wurde der Pflug durch Anbringen von Sech, Schar und Streichblech weiter verbessert. Als "Wag'nsun" wird jetzt allerdings nur noch der Teil am Pflug benannt, der an der Pflugsohle für die richtige Führung sorgt.

Es ist anzunehmen, dass sich Schmiede auf die Herstellung solcher Wagensun spezialisiert haben und damit auch handelten. So wird - laut Schmeller - in einer Thumstaufer Mauttabelle "Item X Wagensun" (=oben 10 Wagensun) erwähnt. In einer Rechnung aus dem Jahre 1345 kommen ebenfalls "6 Wagensün" und "6 Pflugsün" vor. Ein Baumgartner aus Neustadt verweist auf "einen neuen Wagensohn zu 12 kr."

Ähnlich wie die Waffenschmiede mussten auch die "Wagensunner" besondere Kenntnisse und Fertigkeiten im Schmieden und Härten des Eisens verfügen, wenn sie brauchbare Qualität liefern wollten. So kann man wohl annehmen, dass sich der Name "Wagensonner" vom Handwerk eines Schmiedes ableitet, der hier besondere Plugschare herstellte.

"Wagensonn" ist die Ortsbezeichnung für einen Einödhof, der ca. einen ½ km von Oberellenbach bei MalIersdorf (Kreis Straubing-Bogen) entfernt liegt. Nach einer Urkunde vom 23. April 1519 tauschte diesen ,,pühelhoff" bzw. "pukelhoff" der Ritter Bartholomäus Armannsperger mit dem Abt und Konvent des Klosters Mallersdorf gegen 2 andere Anwesen ein. In der Übergabeurkunde/Tauschurkunde des Kloster Mallersdorf an Barthalomäus Armansperger und seine Ehefrau Dorothea Sulzperger ist vermerkt, dass der Armansperger seinen Peud(e)lhauserhof zu Iflkofen gegen den Pühelhof des Kloster eintauscht. Vom "gotzhaus" (Gotteshaus) übergeben wurde der "closters hofe zu Ellnbach in unser hofmarch gelegen, genant der Pühelhof, darauf Dionisi Wagensunner, yezt sizt und paurecht hat, der freys ledigs aigen ist, und ist ein beschau gut." Da zu dieser Zeit (1519) der Hof von einem Dionisus Wagensunner besessen und bewirtschaftet wurde, übertrug sich dessen Name von nun an auf den Hof und den Ort. Im Jahre 1558 erscheint erstmals die Ortsbezeichnung "Wagensonn" für den "Pühelhof". Eindeutig steht damit fest, dass hier der Familiennamen "Wagensonner" namensgebend für den Ort "Wagensonn" war und nicht umgekehrt. Dies schließt allerdings nicht aus, dass in späteren Generationen Abkömmlinge von dem Hof "Wagensonn", wenn sie nach auswärts abwanderten und sich in den benachbarten Orten ansiedelten, ebenfalls den Namen "Wagensonner " erhielten. So müssen die heutigen "Wagensonner" nicht unbedingt direkte Nachkommen dieses "Dionys Wagensunner" gewesen sein.

Besonders im Tal der kleinen Laaber ist der Name "Wagensonner" auch heute noch häufig anzutreffen.

Anmerkung von Josef Kiening:

Das Wort SON steckt auch in der "Sonde", ein Gerät, mit dem man in einen unsichtbaren Bereich vorstößt (z.B. Lawinensonde). Son war also ursprünglich ein Grabstock mit eiserner Spitze. Dieses Gerät an einen Wagen montiert und von Pferden gezogen, war sicher ein großer technischer Fortschritt, eben die Wagenson. Vielleicht existierte Wagenson und Pflug gleichzeitig. Die Wagenson für Böden, die mit einem Pflug nicht bearbeitet werden konnten, etwa weil sie zu steinig waren.

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(C) Josef Kiening, zum Anfang www.genealogie-kiening.de