Josef Kiening:  Familienforschung im Gebiet nordwestlich von München

Entstehung der Familiennamen

Im späten Mittelalter bildeten sich bei den Bürgern Familiennamen. Auf dem Land wurden sie erst in der Neuzeit langsam üblich. In den Archivalien vor 1500 konnte die bäuerliche Schicht nicht mit Namen genannt werden, da es noch keine Familiennamen für die Bauern gab

1. Herkunftsnamen

Einödbauern nannten sich nach ihrem Ort. Diese Namen sind fast immer zweisilbig oder zweiteilig.

Beispiele von weit verbreiteten Namen mit Bezug auf Orte im Raum Dachau:

Rottenfußer, Pentenrieder, Holzmüller, Loderer, Daxberger, Welshofer, Ilmberger.

Größere Orte als Einöden, also Dörfer, treten bei der Namensbildung selten auf. Hier war die Familie durch den Ortsnamen noch nicht eindeutig zu bestimmen. Die Bewohner der Einöden hatten durchaus andere Familiennamen, zum Beispiel Hauser in Pentenried, Wolf in Ilmberg. Erst die wegziehenden Söhne führten anstelle des Familiennamens den aussagefähigeren Ortsnamen. Eigenartigerweise prägten nicht alle Einöden Familiennamen. Die hier häufigen Orte -hausen und -hofen tauchen im Raum Dachau selten als Familiennamen auf. (Beispiele: Welshofer, Golnhofer ).

Ist der Name der Einöde einsilbig, wurde gerne -Mayr angehängt. Der Meier, Major, ist der Bewirtschafter eines Herrschaftshofes. Das gleiche gilt, aber im Raum Dachau eher selten, für die Halbhöfe und den Namen Huber. Beispiele:

Angerhof = Angermayr, Kreut = Kreutmayr, Kreitmayr, Haidhof = Heitmayr, Ried = Riedmayr, Stockach = Stockmayr, Häusern = Heisermayr, Brand (Kreis Friedberg) = Brandhuber.

2. Berufsnamen

Bei Handwerkern war oft Beruf und Familienname identisch. Bei Schmied, Schneider, Mesner, Weber, Metzger, Fischer, Bäck usw. läßt sich eine Namensspur kaum verfolgen. Auch die Namen Meier, Huber, Lechner, Söldner sind ursprünglich Berufsbezeichnungen für Landwirte, abhängig von der Betriebsgroße.

Allerdings gibt es hier im Raum Dachau Familienstämme, in denen Berufe erblich waren: Die Dexl waren Schmiede, die Hafensteiner waren Bader, die Fritz und die Krebs waren Fischer, viele Mesner hießen Hartmann.

3. Von Vornamen abgeleitete Familienamen

Zur Vollständigkeit sei noch diese große Namensgruppe erwähnt. Glas, Clas, Nikl entstand aus Nikolaus, Asam aus Erasmus, Naßl aus Ignaz, Wastian, Bastian aus Sebastian, Waldhauser aus Balthasar, Heiß aus Matthias usw.

Diese Namen sind gleichmäßig und häufig über ganz Süddeutschland verteilt. Wie bei den von Berufen abgeleiteten Familiennamen ist die Familienforschung hier schwierig.

4. Übernamen

Diese Namensgruppe ist von Eigenschaften wie Haarfarbe (Braun, Schwarz, Weiß) abgeleitet. Hier gilt das gleiche wie im vorstehenden Absatz.

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(C) Josef Kiening, zum Anfang www.genealogie-kiening.de