Genealogische Datensammlung Kiening:

Personalakte Wilhelm Fürst, Forstwart

BayHStA München, MF 27394

Bayreuth, 26.6.1841

Allerdurchlauchtigster Großmächtigster K ö n i g

Allergnädigster König und Herr!

B e r i c h t

der K. Regierung von Oberfranken Kammer der Finanzen

Das Gesuch des Stationsgehilfen Fürst zu Burgwindheim und Haeffner zu Horbach um Beförderung.

Die Stationsgehilfen Fürst von Burgwindheim und Haeffner von Horlach haben schon mehrmals um Beförderung als Forstwärter nachgesucht. Obgleich dieselben zu den vorzüglicheren Forstschulindividuen gehören, so konnten sie doch bisher keine Berücksichtigung finden, da sie noch nicht auf der Promotionsliste aufgenommen sind.

Neuere Gesuche von ihnen veranlaßten uns die betreffenden Forstämter über die Würdigkeit der Bittsteller zur Vorrückung als Forstwärter vorzunehmen.

Wir legen in der Anlage die beiden Personalakten nebst Berichten der Forstämter Ebrach und Horlach an und begutachten auf den Grund derselben sowie des beiliegenden Auszuges aus unserem Personal- und Qualifikationsbuches die nachträgliche Aufnahme der genannten beiden Stationsgehilfen in die Promotionsliste für den Forstwartsdienstgrad, wobei wir noch bemerken, daß Fürst sowohl wegen seines ausgezeichneten Fleißes und seiner Treue, als auch wegen seiner großen Familie und seiner Vermögenslosigkeit die allerhöchste Gnade gleichmäßig in Anspruch nimmt. Haeffner dagegen wegen seiner langen Dienstzeit und der bei ihm zu Theil gewordenen ausgezeichneten Qualifikation ebenso Berücksichtigung verdient wie Fürst.

Euer königlichen Majestät allerunterthänigst treugehorsamster (Unterschrift)

(Vermerke darunter:)

An die königl. Regierung von Oberfranken R.d.F.

Gesuch des Stationsgehilfen Fürst zu Burgwindheim und Haeffner zu Horlach um Beförderung betreffs

Auf Grund der Vorlagen der k.Regier.d.F. vom 26.d.M. wird hiermit genehmigt, daß die Stationsgehilfen Wihelm Fürst zu Burgwindheim und Johann Haeffner zu Horlach in die Promotionsliste für den Forstwartsdienstgrad nachträglich aufgenommen werden. Die vorgelegten Akten und Beilagen folgen anbey zurück. München, 27.7.1841

F.Exp. an das Ministerial-Forstbureau zur Vormerkung.

gez. Seinsheim

Abschrift

München, den 7.Oktober 1841

An die Kgl. Regg. z. Oberfranken R.d.F. Bayreuth

Nach dem Antrag der k. Regg. v. Oberfranken R.d.f. vom 7. August d.J. wird gestattet, daß die Gehilfenstationen zu Horlach im Forstamt Horlach und zu Neufang im Forstamt Kronach in Forstwarteien umgewandelt und auf Ersterer der Stationsgehilfe Johann Heimrich Haeffner in der Eigenschaft als Forstwart belassen, auf letzterer aber der Stationsgehilfe Wilhelm Fürst zu Burgwindheim ebenfalls in der Eigenschaft als Forstwart berufen werden dürfe. Beiden Individuen hat die K.Regg. sofort die monatsmäßigen Bezüge als Forstwart Ý 25 lit.D der Verordnung vom 22.12. 1821 anzuweisen.

gez. Graf Seinsheim

17.6.1849

"Gesuch des Forstwartes Fürst zu Neufang um Unterstützung zum Gebrauch einer Mineralquelle"

.. mit einem gerichtsärztlichen Zeugnis belegt ..die Wiederherstellung der zerrütteten Gesundheit des Bittstellers mithein dessen ferneren Dienstfähigkeit von dem Gebrauch des Mineralbades zu Kissingen sey. .... daß sich Fürst sein Gichtleiden durch den anstrengenden Dienst in der rauhen Gegend der Wartung Neufang zugezuogen haben und bey seinem sehr lobenswerten Fleiß und seiner Diensttreue innergnädigster Unterstützung würdig erachtet werden dürfte ......... einer Unterstützung von fünfzig Gulden zu benanntem Zwecke ..

Am 28.6.1849 wurden für den 4-wöchigen Aufenthalt in Kissingen 40 Gulden genehmigt.

München, den 20. Juni 1849

An die Reg. v. Ofr. Re.d.Fin.

Ableben des Forstwarts Huschberg und Wiederbesetzung dieser Warte

Nach dem Antrag vom 7.d.Mts. wird hiermit genehmigt, daß auf die durch Ableben des Eduard Huschberg in Erledigung gekommene Wartei Trieb der bisherige Forstwart Joh. Bauer von Gleisenau seinem Ansuchen gemäß und auf die hierdurch erledigt werdende Forstwartei Gleisenau der Forstwart Wilhelm Fürst von Neufang beide in gleicher Eigenschaft versetzt werden und auf die hierdurch frei werdende Forstwartei Neufang der Stationsgehilfe Anton König von Weissenstadt befördert und ihm die normalmäßigen Bezüge angewiesen werden. Die Berichtsbeilagen folgen zurück.

gez. Aschenbrenner

6.5.1850

Mit Gesuch vom 27. April 1850 bittet Fürst um nochmalige Unterstützung wegen rheumatischen Leidens für eine Kur in Bad Kissingen um 40 Gulden, weil die Kur im Vorjahr gut geholfen hat und zu vollständigen Herstellung. (mit ärztlichem Zeugnis)

Am 6.5.1850 werden 40 Gulden genehmigt.

Registratur-Vormerkung 20.10.1856: Vermöge höchsten Refertigts des kgl. Staatsministeriums der Finanzen vom 20.Okt. 1856 rückte der kgl. Forstwart Wihelm Fürst zu Gleisenau in die III. Gehaltsklasse mit der damit verbunden Gehaltsmehrung von 50 fl. jährlich vom 7. Okt. 1856 anfangend ein.

Bayreuth, 12.9.1860

Außerordentliche Unterstützung des Forstwartes Fürst zu Gleisenau betr

Mit 3 Beilagen

Den Forstwart Fürst zu Gleisenau, in jüngster Zeit von vielen traurigen Familienereignissen schwer heimgesucht, hat vor kurzem auch noch das Unglück getroffen, daß seine Frau geisteskrank wurde und er in die Notwendigkeit sich versetzt sah, die selbe in der hiesigen Irrenanstalt unterzubringen, wodurch ihm aber für die Länge der Zeitdauer unerschwingliche Geldopfer zur Last fallen würden und weshalb wir auf dessen, von dem k. Forstamt Culmbach bestens vertretenes Gesuch um Erwirkung eines Freiplatzes für seine kranke Frau in besagter Heilanstalt im Benehmen mit der Kammer des Innern mögliche Berücksichtigung dieser eingelegten Fürbitte angestrebt, darin auch die freundliche Zusicherung erhalten haben, daß besagte Geistekranke vom 1.Okt. d.J. an von der III. in die IV. Klasse der Verpflegung werde eingereiht und die Verpflegungskosten mit jährlich 200 fl. auf Kreisfonds übernommen werden. Dadurch ist nun allerdings dem hart bedrängtem Familienvater für die Folgezeit die dringend benötigte Hilfe in Aussicht gestellt, allein - wie aus seiner Vorstellung vom 5. August hervorgeht - so sind ihm schon für die erste Unterkunft seiner Frau in der Irrenheilanstalt nemlich für die Dauer von August und September d.J. 40 fl. 59 3/4 Kr. baar Auslagen erwachsen, deren Bestreitung bei seiner gänzlichen Mittellosigkeit aus der einzigen Einnahme seiner Besoldung ihm äusserst schwer fällt. .....alleruntertänigsttreugehorsamste Regierung v.Ofr.

(am 19.Sept. 1860 wurden 40 fl. genehmigt.)

Registraturvormerkung

laut Bericht der Regierungsfinanzkammer von Oberfranken am 19.Aug. 1861 ist der Forstwart Wilhelm Fürst zu Gleisenau, Reviersforstamt Kulmbach am 10. August 1861 mit Tod abgegangen.

Grafenwöhr, 21. April 1863

Bittgesuch der Forstwartswitwe Elisa Fürst von Gleisenau um Verleihung einer fortlaufenden jährlichen Unterstützung für ihre Tochter Franziska aus dem allgemeinen Unterstützungsfonds für Staatsdiener und ihre Relikten.

Die Allerehrfurchtsvolle Unterzeichnete wagt es, gedrängt durch die Macht fortwirkender unverschuldeter Unglücksfälle sich dem erhabensten Throne eurer königlichen Mayestät mit einem allerunterthänigsten Bittgesuche zu empfehlen.

Mein Ehemann Franz Wilhelm Fürst war seit seinem 15. Lebensjahr im Forstdienste. Nachdem er an verschiedenen Orten zur vollsten Zufriedenheit seiner Vorgesetzten lange Jahre als Forstgehilfe verwendet war, wurde er zur Belohnung treugeleisteter Dienste im Jahr 1848 zu Gleisenau Forstamt Kulmbach als Forstwart angestellt. Betrug auch seine Besoldung ausser den Dienstgründen monatlich nur fl.33.-, so lebten wir in unserer Ehe doch viele Jahre zufrieden und glücklich, weil wir uns mit dem Nothwendigsten uns begnügten.

Doch der harte Dienst an der Grenze und der unermüdlichen Eifer für seine Berufsgeschäfte rieb allmählich die Kräfte meines Ehemannes so sehr auf, daß ich in ständiger Angst für seine Gesundheit lebte, welche Angst umsomehr wuchs, als er meinen Mahnungen, sich zu schonen, kein Gehör gab. Überdies wurden ihm wegen seines Diensteifers von sachsencoburgischen Unterthanen häufig Drohbriefe gelegt und ihm mehrmals offen ein gewaltsamer Tod angedroht.

Diese Vorfälle nahm ich mir bei der Bekümmernis für das Leben meines Ehemannes und für das künftige Loos meiner Kinder so sehr zu Herzen, daß ich den Verstand verlor und 1 1/2 Jahre in der Irrenanstalt Bayreuth zubringen mußte. Währenddessen starb auch im Jahre 1861 in seinem 62. Lebensjahre, von Kummer und Sorgen niedergedrückt, mein Ehemann, nachdem er 13 Jahre hindurch den schwierigen Posten zu Gleisenau mit aller Anerkennung seiner Vorgesetzten versehen hatte.

Ich will darüber schweigen, welch namenloser Schmerz mich ergriff, als ich kurz nach meiner Entlassung aus dem Irrenhaus den Tod meines Mannes und das Schicksal meiner 6 Kinder erfuhr. Von letzteren ist eines verheiratet. Der Älteste namens Peter war 10 Jahre beim Militär. Die anderen befinden sich bei mir an meinem jetzigen Wohnort Grafenwöhr. Durch obige Unglücksfälle, besonders meine Detention in der Irrenanstalt zu Bayreuth, haben unsere Vermögensverhältnisse einen bedeutenden Stoß erlitten, und gestalteten sich umso schlechter, als meine und meiner Kinder Pension bei weitem nicht ausreichte, um auch nur die dringendsten Bedürfnisse zu befriedigen. Ich beziehe nämlich jeder Jahr eine Pension von fl. 80 und meine vier minderjährigen Kinder zusammen 64 fl. Sonst haben wir mit Ausnahme bescheidener Kapitalzinsen nicht die mindeste Einnahme. Das Kapital selbst, welches zur Zeit noch übrig ist, beträgt für mich und meine vier minderjährigen Kinder zusammen fl. 1500. Da ich zu alt und gebrechlich bin, um mir einen nur einigermaßen erheblichen Verdienst zu verschaffen, in welchem mich überdieß die Sorge um meine Kinder hindert, da ferner meine sechzehnjährige Tochter Katharina an einem unheilbaren Gebrechen leidet, in Folge dessen sie fast immer bettlägerig ist, so dürfte es überflüssig sein, darzutun, daß, wenn nicht anderweitige Hilfe kommt, ich und meine minderjährigen Kinder in drohender Bälde der bittersten Noth preisgegeben sind. Ich selbst will immerhin mein möglichstes thun, um für meine Kinder und für mich redlich zu sorgen; zur Erziehung der letzteren aber, insbesondere meiner zwölfjährigen Tochter Franziska reicht das Vermögen bei Weitem nicht hin.

Ich wage deshalb unter Vorlage eines Geburts- und Taufzeugnisses d. K. Pfarramtes Grafenwöhr vom 27.März 1863, ein Zeugnis der Stadtverwaltung Grafenwöhr vom 27.März 1863 und eines bezirksärztlichen Zeugnisses vom 8. April 1863 die allerehrfürchtigste Bitte

Eure Königliche Majestät geruhe allergnädigst meiner Tochter Franziska aus dem allgemeinen Unterstützungsfonds für Staatsdiener und seine Relikten eine fortlaufende Unterstützung zu fl. 100.- eventuell fl. 50.- zu vergleichen, wenn aber zu dieser Zeit die Vergleichung nicht erfolgen könnte, zur Erziehung meiner Kinder mir Allergnädigst eine momentane Unterstützung zu gewähren.

In allertiefster Erfurcht erstirbt alleruntertänigste treugehorsamste

Elisa Fürst Forstwarts-Witwe

(Es folgen weitere Bittgesuche, ärztliche Atteste, Zeugnisse, bis 1896 )

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(C) Josef Kiening, zum Anfang www.genealogie-kiening.de