(Kiening: Genealogische Datensammlung ) Die folgende Abschrift mit Kommentar wurde von Ralf Habersack erstellt.

Inventarium

[Es handelt sich um den Nachlaß des am 24.1.1775 verstorbenen Bauern Wolfgang Staßwender zu Staßwend (heute Straßwend, Gemeinde Prutting, Landkreis Rosenheim)]

[Quelle: Inventurprotokolle der Hofmark Hartmannsberg, StA München, Signatur BrPr. 2618]

So auf beschechen hirzeitliches Verableiben weyl. Wolfgangen Staßwender gewesten Voggtunterthannsbauern ...... usw. ... geschäzet worden den 7. Februar anno 1775.

In der ord. Wohnstuben (ord. = gewöhnlichen)

1 Crucifix

1 Weichbrun Krügl (Weihwasserkrug)

1 Tisch samt Schubladen darin

1 Rupfenes Tischtuch dann (rupfen = grobfädig, aus Werg/Flachsabfällen gewebt)

1/2 Duzet Löfln (6 Löffel)

2 Fürbank (eine tragbare Bank ohne Lehne, die vor den Tisch gestellt werden kann)

1 Spannleichter (eine Kienspanleuchte in der Bauernstube, worauf zur Beleuchtung Kienspäne (= Holzspäne aus dem harzhaltigen Kern von Kiefern und Tannen) gebrannt werden)

1 Trinkkrug

1 Schusterstuhl (dreibeiniger runder Holzhocker)

1 Eisener Schuhelöfl (Schuhlöffel)

1 Uhrer Kübl ( Kübel zum Teiganrühren (Ura = Sauerteig))

2 Spinräder (Spinnräder)

1 Haspl (Haspel zum Aufwickeln der Wolle)

1 Schnelwag (Schnellwage, meist eine Waage mit Balken und beweglichem Gewicht)

7 Hienner (Hühner)

1 Hann (Hahn)

1 Kupferner Milchseicher (Milchseiher)

2 Eisene Hölhäffen (Hellhafen; ein Gefäß zur Warmwasserbereitung, das in die "Höll" (die Höll ist die Nische zwischen Stubenofen und Wand, wo es immer sehr warm ist) gestellt oder in einen dort vorgesehenen Bereich eingelassen wird)

1 Gesottzuber und (Zuber (offenes Gefäß) für Gesott (kleingeschnittenes ausgedroschenes Stroh, z.T. mit Leinsamen und Hafer vermischt, als Futtermittel))

2 deto [ditto] Sechter (Sechter für Gesott; ein Sechter ist ein Gefäß mit 1 Henkel (wohingegen das Schaff 2 Henkel hat)

1 Erdener Wasserdegl (Wassertiegel/topf aus Ton oder Lehm)

1 Schüssl Ram (Schüsselrahmen/Tellerbord an der Wand) darinnen

5 Stukh Haffengeschirr (vom Hafner gemachte tönerne Schüsseln)

6 Hölzerne Däller (Holzteller)

1 Eisenes offenes Röhrl (ebenfalls Teil des Stubenofens; eine Röhre, wo feinere Speisen zubereitet werden (zum Backen und Braten))

1 Eisene Uhr

1 ungesperrtes Mauerkästl

darin Nihil (Nichts)

1 Scherrer (Scharrer)

1 Spanschnizer (Spanzieher, wie Schnitzeisen, um vom Holz einen Span zu ziehen)

1 Gras..... (?)

1 Spizsaag (Stichsäge, d.h. spitz zulaufende Säge)

8 fl - Xr

Im Hausflez

1 Tisch

1 ungesperrtes Mauerkästl

darinn

4 Pfund altes Eisen (Alteisen)

1 Handpeil (Handbeil)

3 Porrer (Bohrer)

1 Ziechhobl in sonderheit aber (ein Hobel)

2 Wasserschaf (Wasserschaff, Schaff = Gefäß mit 2 Henkeln)

1 Holzsaag (Holzsäge)

- fl 40 Xr

In der Kuchl (Küche)

2 Dreyfueß (Gestell für den Topf über dem Feuer)

1 Offengabl (Ofengabel)

1 Muser und Küechlspieß (mit dem Muser machte man Mus, d.h. es war ein Gerät zum Zerkleinern und pürieren; ein Küchelspieß dient zum Umdrehen der heißen, in Schmalz gebackenen Küchl, er hat Spitzen wie eine Gabel, die allerdings vorne zackig sind.)

2 Teichlöfln (Teiglöffel)

1 flosener Hafen (flosen? größeres Gefäß)

1 Trinkschaff

1 Kupferne Wassergazen (Wasserschöpfer/Schöpfkelle)

1 Schüssel Ram (Schüssel-/Tellerbord, siehe oben) darin

5 Erdene Schüssln

6 Kupferne Pfannen

7 fl - Xr

In der Kuchlkammer (Speisekammer, Vorratskammer)

1 Tisch

1 Kupferne Pfann

2 Eisene Pfannen

1 gesperrtes Mauerkästl darin

2 Schmalzdegln samt (Schmalztiegel)

1 Pfund Schmalz

1 Riehrkübl (Rührkübel= Butterfaß mit Kurbel)

1 Handpeil (Handbeil)

1 Schnizmesser (Schnitzmesser)

3 Pfund altes Eisen (Alteisen)

2 Körbe

1 Nudlmulter ("Nudel Molter", eine große Teigschüssel aus Holz)

1 gesperrte Mehltruhen darin

7 Mezen allerhand Mehl

1 gesperter Milchkasten darin

3 Putellen (Flaschen)

1 Zecher (?)

11 fl - Xr

In der Flezkammer (Kammer im Erdgeschoß)

1 alte Himelbettstatt samt

1 Unter und

1 Oberbett

1 Polster

1 Milchpitschen (Milchkanne)

1 Schlägl und (Schlegel)

3 Maißhaken (ein Gerät (Haken, Haue) zum "maissen" oder "maizzen", das heißt abholzen von Unkraut und kleinerem Gehölz)

1 Eisenstükl

1 Eisene Schaufl

1 Pükl (Pickel)

2 Holzsägen

10 fl - Xr

Im Keller

1 Kupfene Kästl

8 Stukh Haffengeschirr (Tonschüsseln, siehe oben)

1 fl 30 Xr

In der obern Stubenkammer

1 Tisch

1 Himmelpettstatt samt

1 Ober und

1 Unterbett

2 Küssen (Kissen)

1 Korb

1 Uhrweker (Uhrwecker)

1 Spannbettstatt mit (Spannbett = einfaches schlichtes Bett)

1 Unterbett und und

1 Golder (Golter = abgenähte Bettdecke)

1 ungesperrtes Kastl darin

1 Duzet Weidling (12 Weidlinge, das sind flache Tonschüsseln, deren oberer Umfang viel weiter ist als der Boden, für Milchspeisen, wie z.B. gestöckelte Milch)

1 Salzkibl samt (Salzkübel)

½ Mez Salz

10 fl - Xr

In der Kaminkammer

1 alte Himmelpettstatt samt

1 Unterbett

1 ungesperrter Kasten darin

5 Rupfen und (aus Werg gewebt)

1 Härbes Leylach (härwen, härben, hären heißt aus feinerem Flachs gewebt, im Gegensatz zu rupfen, das aus Werg gewebt ist)(Leinlaken, Bett-Tuch)

2 fl 30 Xr

In der hinteren Kammer

1 Himmelpettstatt darin

1 Unterpett

1 ungesperrtes Mauerkästl

1 ungesperrte Truhen darin

10 Pfund Hannel (?, vielleicht Hühnerfedern, doch 10 Pfund wäre sehr viel davon)

1 Mezen Spältel (?, kleingehacktes Holz zum Anheizen ODER gespaltene Gänsefedern)

1 gesperrte Truhen, darin

Nihil (Nichts)

1 deto (ditto) Kasten, darinnen auch nichts

1 Fürbank (Tragbare Bank ohne Lehne, siehe oben)

1 Milchkibl (Milchkübel)

6 fl - Xr

In der obern Flezkamer

1 Himmelpettstatt darin

1 Ober und

1 Unterbett

1 Kopfkieß

1 aufgerichter Altar (kleiner Hausaltar)

1 Schißlram (Schüssel-/Tellerbord, siehe oben) darin

10 Stükh Haffengeschirr (Tonschüsseln, siehe oben)

1 mit Zinn beschlagenes Maaßglaß (Maßglas)

mehr

1 Erdener Maaßkrug mit Zün beschlagen (mit Zinndeckel)

weiters

8 unbeschlagene Gläßer

1 zinnerne Flaschen

1 Duzet Milchweidling (flache Schüsseln, siehe oben)

6 Pfund leinwerches Garn (Garn aus Leinen)

10 Pfund Rupfes Garn (Garn aus Werg)

3 harreißes Garn (Garn aus Flachshaar)

1 Schnellwaag

5 zwelchene Treidsäkh darin (Getreidesäcke aus Zwilch, d.h. aus derbem grobem flachsenem Leintuch, doppelfädig gewebt, teils glatt, teils gemustert)

7 Mezen allerhand Mehl

2 Körbln

1 Pistoln

1 gesperrter Kasten

1 härbene Bettzieche (Bettbezug auf feinerem Flachshaar gewebt)

1 gesperrter Kasten

darin

1 Schwarz und

1 Roth tücherner Mannsrockh (schwarzer und roter Mannsrock (Mantel) aus Stoff)

1 lederne Hosen samt

1 Hosentrager

1 Schwarz Mannshauben (Mütze)

3 härbene und

2 leinwercherne Hemmter (Hemden aus verschiedenen Leinenqualitäten; die härbenen Hemden waren ungebleichte Werktagshemden, die leinwerchenen Hemden gebleichte Sonntagshemden)

1 schwarzer Mannshuet (Männerhut)

10 Pfund härbenes Garn (Garn aus feinerem Flachs)

1 gesperrte Truhen darin

15 Ellen härbenes Tuch (aus feinerem Flachs gewebter Stoff)

8 Ellen Grätl (ein Stoff im Grätenmuster gewebt bzw. im Fischgrätmuster in schmalen Bahnen gewebtes Handtuchleinen)

4 Ellen Rupfenes Tuch (aus Werg gewebter Stoff)

1 Krob wollener Mannsrokh (Mantel aus grober Wolle, Wintermantel)

1 Hosentrager

1 Schwarz wollene Hosen

1 ...krätisch und (?)

1 rupfenen Wagenkitl

1 lederne Gürtl

4 Bücher

39 fl 28 Xr

In oberen Hausflez

1 alte Truhen

1 Duzet Milchweidling (flache Schüsseln, siehe oben)

- fl 24 Xr

Unterm Tach (Dach)

1 Spulrath (Spulrad)

3 Spinnräder

4 Bindspänn (?, sicher ein für die Spinnerei oder Weberei benötigtes Gerät)

3 Rupferne Leylach (aus Werg gewebtes Bett-Tuch, siehe oben)

3 fl - Xr

Auf der Läben (Balkon)

1/2 .Imb (Imben = Bienenvolk)

1 fl - Xr

Im Roßstall

2 Pferdt (60 fl - Xr)

2 Spannpettstätt darin in jedem

1 ober und

1 Unterbett dann

2 Kopfkissen

1 Erdener Wasserdegl (Wassertiegel)

1 Gesöttzuber (Gefäß für kleingeschnittenes Stroh)

1 Gesöttkorb (Korb für kleingeschnittenes Stroh)

1 Wassersechter (Wasserbehälter, zweihenklig)

1 Tungetgabl (Mistgabel)

1 Tungethau (Misthacke; Brett zum Mistglätten auf dem Wagen)

1 sammentl. Roßgeschirr (komplettes Pferdegeschirr)

7 fl - Xr

Im Kuhestall

6 Kühe (90 fl - Xr)

1 Kalben (12 fl - Xr)

5 Barnketten (Ketten am Futterbarren)

1 Dungetgabl (Mistgabel)

1 Graßbank (Grasbank, eine Holzbank zum Auflegen des Grünfutters)

1 Graßkorb (Graskorb)

1 aichene Krautbrenten (Gefäß aus Eichenholz, so wie ein Zuber, vermutlich für Grünfutter oder Kälberfutter. "Kraut" für den menschlichen Verzehr hätte im Kuhstall nichts zu suchen)

2 fl - Xr

Im Schafstall

8 Fäßl und

2 junge Schäffl (Jungschafe)

9 fl - Xr

Im Schweinstall

1 Fäßl Schwein

7 fl - Xr

Im Gänßstall

Nihil (Nichts)

Im Treidkasten (Getreidekasten)

1/2 Mezen Waizen (- fl 45 Xr)

30 Mezen Korn (30 fl - Xr)

45 Mezen Saamhaber (Hafer zur Aussaat) und

70 Mezen Fuderhaber (Futterhafer, schlechte Qualität) (46 fl - Xr)

3 Mezen Harrlüns (Flachslinsen, also Leinsamen) (5 fl 15 Xr)

12 Mezen Gersten (8 fl - Xr)

1 Mezen arbes (Erbsen) (1 fl 30 Xr)

12 Treidreittern (Getreidereiter sind runde Flachsiebe, mit Holz eingefaßt, zum Reinigen des gedroschenen

Getreides)

7 Kornsichln (Getreidesicheln)

3 Treidt Mässerwezer (Getreidemesserschleifsteine)

1 Wasserschaf (Wasserschaff)

7 Treidsäk (Getreidesäcke)

4 Krautmesser

15 Mezen Aichlen (Eicheln) (3 fl - Xr)

(8 fl - Xr)

Im Stadl

3 Strohebänk (Strohbank, identisch mit einem Gesottschneider, eine Holzbank, auf der das Stroh mit dem Gesott-Messer geschnitten wird)

4 Trischln (Dreschflegel)

4 Heugabln

4 Stecher (senkrechtes Messer mit Stiel und Griff z.B. zum Abstechen des Heustocks oder Ausstechen von Disteln auf dem Feld)

1 Windmühl (zum Reinigen des Getreides, wie ein Gebläse; um das Korn von

den Spelzen und Strohrückständen zu trennen)

1 Kasten aichene Schindl (Schindeln aus Eichenholz)

(10 fl - Xr)

200 Rokhenschöb (Roggenstrohbündel) (10 fl - Xr)

5 Futter Haberstrohe (Futter = Mengenmaß) (10 fl - Xr)

80 Haarbauschen (Flachsbündel oder Flachszöpfe, zum Verspinnen) (4 fl - Xr)

1 Futter Heu (2 fl - Xr)

1 Futter Hälm (Stroh) (1 fl - Xr)

In der Wagenschupfen

2 Wägen

1 Pflug

2 Äker (Eggen)

2 Schlitten

1 Schubkarren

2 Schlittengöndln (vermutlich ein Transportaufsatz für den Schlitten)

(40 fl - Xr)

Ums Haus

1 beschlagener Prunneimer samt der (Eimer zum Wasserholen aus dem Brunnen)

Ketten

1 Schleifstein samt der Eisenstang

2 Klafter Schindln

1 Sengst (Sense)

(8 fl - Xr)

2 Wasch- et Bachzeich (Wasch- und Backzeug?) (1 fl - Xr)

1 Denglzeug (- fl 15 Xr)

32 Klafter Brennholz (8 fl - Xr)

sammentl. Fischzeug (15 fl - Xr)

SUMME: 499 fl 17 Xr

Baargeld

Von disen hat die Erblasserin schon gegrigt Nihil

Schulden herein

Wolfgang Rinser zu Rins Ghrths (Gericht) Kling gelichenes Geld

Anliegende Stücke

Der vorhandene ½ Hof, oder das sogenannte Stäßwender Gut zu Staßwend, welches mit Grund- und Poden zum lobl. Dom- und Regular Stüftherrn Keimser (?), mit der vorggtherrlichen Jurisdiction aber zum hochgräflich Hörlingischen Schloß Hartmannsperg gehörig ist, worrin über Winter 50ig Mezen Korn, und 1 Mezen Waiz über Sommer aber 100 Mezen Haber, 15 M. Gersten und 1 Mezen Arbes, dann 2 Mezen Harrling gebauet werden nebst Nothdurft Kraut und Rüben, ohne Heu, und Graimet.... die abwändlen zum Fuder Sommerszeit anzuwenden können, wobey 3 Holzböden, als das ... der Kuchl, und das Auholz genant vorhanden, woruon man die Nothdurft Bau- und Brennholz erhollen kann, wurde geschäzet zu

800 fl - Xr.

Ingleichen der zu disen Gut gehörige Rinnsee

40 fl - Xr.

Summa der ligenden Stücke

840 fl.

Summa Summarum sammentl. Vermögen

1389 fl 17 Xr.

Schulden hinaus

Johann Seehuber von Seehub gelichenes Geld

100 fl. - Xr.

Summa perse

Defoliando bestehen pro ... auf die Wittib und hernachfolgende Kindserben

1289 fl 17 Xr.

Erben

die hinterlassene Wittwe Maria

Kinder

Wolfgang 12 Jahre

Johann 8 Jahre

Maria 6 Jahre

und Jakob Stäßwender ½ Jahr.

Briefliche Urkunden

usw.

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(C) Josef Kiening, zum Anfang www.genealogie-kiening.de