Genealogische Datensammlung Kiening: Lebensgeschichte
(eigenhändig aufgeschrieben im Mai 1990 und unverändert abgetippt von Josef Kiening:)
Wenn mich als Kind jemand nach dem Namen fragte, dann sagte ich, wahrscheinlich weil es sich so reimte, gleich mein Geburtsdatum dazu: "Heiß Res, geboren am 9.Mai 1903!"
Hattenhofen ist ein schönes altes Dorf an der Bundesstraße München-Augsburg, der ehemaligen Poststraße. Meine Eltern waren Kleinbauern und geachtete Leute im Dorf. Ich war das 4. Kind von 10 Geschwistern. Meine jüngeren Geschwister hatte ich ganz schön im Griff. Zenz, etwas älter als ich, war ruhiger und ängstlicher als ich. Nur an meinen ältesten Bruder Xaver traute ich mich nicht ran. Meine 5 Jahre ältere Schwester Maria habe ich als Kind und Zeit ihres Lebens als gütige hilfsbereite Schwester sehr geachtet. Sofie war als Kind etwas kränklich, aber wir anderen waren gesund und gut genährt. Mutter machte sich auch viel Mühe, ein gutes Mittagessen herzustellen. Abends hatten wir die gute Milch und Kartoffeln oder eine kräftige Suppe. Außerdem hatten wir viel und gutes Obst. Vater war um die Jahrhundertwende in Weihenstephan und hat Baumpflege gelernt. Mutters Stolz war der Gemüsegarten. Ihre Tamaten, wie sie Tomaten nannte, waren immer besonders schön und gut. Natürlich wurde keinerlei Gift verwendet.
Mein Elternhaus hatte auf der Rückseite (nach Süden) ein großes Vordach. Dort konnte man sich auch bei schlechtem Wetter aufhalten. So spielte sich das Leben von uns Kindern dort und im angrenzenden Garten ab. Meine liebste Beschäftigung war, auf den Bäumen rumzusteigen. Ich hatte auch einen Baum, alle sagten: Der Resi ihr Baum. Er hatte zweierlei Birnen, denn Vater hatte zwei Sorten aufgepelzt (veredelt). Er stand an der Stelle, wo später die Werkstätte gebaut wurde. Auf diesem Baum saß ich gerne. Nur war unsere Freizeit ziemlich klein geschrieben. Wir hatten ja noch nachmittags Schule und Hausaufgaben und dann hatte jedes seine Arbeit: Stube aufräumen, Wasser pumpen, Holz und Torf von der Holzhütte in die Küche bringen.
In der Schule hatten wir Mädchen keine Probleme, aber die 3 Brüder taten sich etwas schwerer mit Lernen und sind dann alle drei tüchtige und gesuchte Handwerker mit eigenen Betrieben geworden. Unsere Schule war einklassig mit nur einem Lehrer. Deswegen waren wir aber auch nicht dümmer als die Stadtkinder. Wir haben schon gelernt, was wir fürs Leben brauchten.
Sefis Erstkommuniontag war für die damalige Zeit fast eine Katastrophe. Früher war es doch so, daß man ab Mitternacht nichts mehr essen und trinken durfte, wenn man zur Kommunion gehen wollte. Nun spielte sich die Sache folgendermaßen ab: Ich mußte beim Krämer noch was holen, was früher auch sonntags möglich war und bekam dort ein Bonbon geschenkt.
Zu ihrem Ehrentag wollte ich meiner Schwester auch etwas Liebes tun und gab ihr das Gutl, das sie gleich in den Mund steckte. Mutter sagte gleich ganz entsetzt, spuck das gleich wieder aus, was Sefi auch machte. Nun mußte die arme Mutter zum Expositus in die Kirche gehen und sagen, was passiert ist. Das Ergebnis war natürlich, daß Sefi keine Erstkommunion erhielt. Unsere Familie war das Dorfgespräch wegen dieses Verbrechens. Ich selbst machte mir die größten Vorwürfe, da ich ja schuld war.
Zur Schule und Kirche waren wir fast Nachbarn und so konnten wir auch im Winter mit Pantoffeln gehen. Wir hatten meistens Pantoffeln mit Holzsohle, mit denen man schön schlittern konnte.
Lederpantoffel und Schnürschuhe hatten wir nur für Sonntag.
Das Dorf Nassenhausen ist zirka 2 km von Hattenhofen entfernt. Dort fließt gleich hinter dem Dorf der Bach Maisach vorbei. Bei einem Gang dorthin wollte ich einmal ausprobieren, ob ich meinen Pantoffel über den Bach bis ans andere Ufer werfen kann. Das ging natürlich schief und der Pantoffel landete im Wasser. Ich lief dann mit dem Pantoffel dem Ufer entlang, bis ihn die Strömung an meine Seite brachte und ich ihn wieder herausfischen konnte. Zuhause wahrte ich natürlich strengstes Schweigen, denn gelobt wäre ich für meine Heldentat nicht geworden.
Mäntel hatten wir damals auch noch nicht. Die Kleider wurden nicht wie heute fertig gekauft, sondern alle von der "Störnäherin", die zum Arbeiten zu uns ins Haus kam, angefertigt. Wir hatten dafür eine sehr tüchtige nette unverheiratete Frau. Ich habe sehr viel von ihr gelernt. Der Tageslohn war eine Mark und Verpflegung.
Die Bahnstation Haspelmoor gehört zur Gemeinde Hattenhofen und die Kinder von dort mußten zu uns in die Schule gehen.
Eines Tages sagte eine Schulkameradin: Großmutter und wir gehen heute nach der Schule nach Hörbach (Nachbardorf von Haspelmoor) zum betteln. Willst du mitgehen? Ich sagte gleich zu und ging heimlich von zuhause weg. Die Leute wohnten in einem Bahnwärterhäuschen außerhalb der Station. Von einem Vater habe ich nie etwas gehört, die Mutter arbeitete in einer Fabrik in Mering und mußte anscheinend für mehrere Kinder und vielleicht auch für die Großmutter sorgen. Kindergeld gab es damals nicht. Wir, die Großmutter mit den Kindern und mir, zogen also los nach Hörbach, wo man die Familie anscheinend kannte und das Betteln hatte Erfolg. Die Leute schenkten Kleidung und Lebensmittel. Ich wurde aber als Mitläuferin erkannt und bekam nichts, dafür aber zuhause ein Donnerwetter. Erstens weil ich heimlich fort bin und zum Betteln brauchten wir ja nicht gehen. Mutter fragte ganz erschrocken, hat dich jemand erkannt? Ich sagte ja, eine Frau hat gesagt: Das ist doch ein Heiß-Gesicht von Hattenhofen!
Eine andere Art von Betteln war das rumgehen vor Weihnachten zur Klöpflesnacht, das haben viele Kinder gemacht. Wir kriegten einige Hutzeln (gedörrtes Obst), die wir ja eigentlich daheim selbst hatten, oder einen Griffel, der uns lieber war, weil wir ihn zum Schreiben in der Schule brauchten.
An noch eine Bettlerei erinnere ich mich ganz schwach: Wenn die Wallfahrer vom hl. Berg Andechs zurück kamen, da brachten sie Leckerle mit und verteilten sie an die Kinder, die mit aufgehobenen Schürzen am Dorfeingang standen. Die Leckerle waren kleine Plätzchen und für uns Kinder natürlich etwas besonderes. Ich kann mich nur ein einzigesmal erinnern, daß ich mit den anderen Kindern in Reih und Glied stand. Scheinbar hat der Brauch schon bald aufgehört.
Zu meiner Kinderzeit gabs auch noch die Händlerinnen mit der Kirm (einem großem auf dem Rücken getragenen Korb), die von Haus zu Haus gingen und Eier und Butter aufkauften und ohne Zwischenhandel zu ihren Kunden in der Stadt brachten. Ich habe nie vergessen, wie sie einmal zu Mutter sagte: "Heißin, hast heit koan Butter, i hab a Kundschaft, de will nur dein Butter!" (Bauernbutter war in der Stadt für schlechte Qualität bekannt, da die kleinen Gütler erst tagelang den Rahm zusammen sammelten und sauer werden ließen, bis es lohnte, Butter zu rühren.) Mutter hat immer darauf geschaut, daß der Rahm im Keller war. Das Haus ist ja nicht unterkellert, nur im Stadel ist ein kühler Keller. Wie oft mag Mutter die Treppe wohl runter und rauf gestiegen sein.
Großmutter wohnte bei uns im Hause in ihrem Stüberl neben der Wohnstube. Sie mußte meinem Vater das Anwesen verhältnismäßig früh übergeben, da Großvater bei dem Versuch, durchgehende Pferde aufzuhalten, tödlich verunglückte.
Mit uns Kindern mag sie wohl manchmal ihre Schwierigkeiten gehabt haben. Wenn wir zu laut wurden, sagte sie immer: Zugehn tuts bei uns wie in der Judenschule! Woher sie den Spruch wohl hatte? Mich nannte sie einen Dorfbesen. Das war aber nicht böse gemeint, sondern weil ich nicht schüchtern und in allen Häusern zuhause war. Bemerken möchte ich noch, daß ich mich nicht erinnern kann, daß sich Mutter und Großmutter (ihre Schwiegermutter) böse Worte gaben.
Großmutter hatte noch die Fingerfertigkeit, mit ihrem alten Spinnrad mit der Spindel Flachs zu spinnen. Mutter hatte schon für die damalige Zeit ein modernes Spinnrad. (Meine Enkelin Katharina hat heute schon wieder ein noch moderneres.) Ich selbst habe diese Arbeit noch gut gelernt. Inzwischen kam ja der 1. Weltkrieg. Es gab nicht mehr viel zu kaufen. Meine Eltern haben dann Flachs angebaut und wir haben von der Ernte bis zum webfertigen Garn alles selbst gemacht. Schade, daß die Werkzeuge, die man dazu brauchte, alle verschwunden sind. In Olching war eine Weberei, zu der wir das Garn bringen konnten. Natürlich mußten noch Eier und Butter, wie im Krieg üblich, dabei sein.
Eine Arbeit für die Winterabende, die ich garnicht mochte, war das Federschleißen. Wir hatten immer Enten, die im Herbst geschlachtet wurden. Die Daunen machten weiter keine Arbeit, aber die dicken Federn mußten vom Kiel befreit werden, bevor sie für Betten brauchbar waren. Da Enten ja Wasser brauchen, mußten wir Kinder sie in den nahegelegenen Weiher, "Gruam" genannt, bringen. Wenn wir sie abends abholen wollten, kamen sie manchmal trotz allem guten Zureden nicht aus dem Wasser heraus, besonders wenn schwüles Wetter war. Mutter merkte dann schon, was los war und kam uns zu Hilfe. Ein paar Lockrufe von ihr genügten und die ganze Schar watschelte hinter uns nachhause.
Da die Bauern in meiner Kinderzeit ihre Böden nicht so wie heute bis aufs letzte ausbeuteten, gab es dadurch immer Brachland. Das war dann eine größere zusammenhängende Fläche, auf der sich im Sommer die Schweine tummelten. Da war, ich denke von der Gemeinde angestellt, ein "Sauhiata" (Schweinehirt), der mit seiner Frau in einem kleine Häuschen am Dorfrand lebte. Wenn er, in sein Hörndl blasend, durch die Straßen ging, brauchte man nur die Stalltür und den Verschlag öffnen, dann kamen die Schweinderl herausgelaufen. Umgekehrt wußte jedes Tier am Abend seinen Stall. Es gab also noch glückliche Schweine und ein gutes kerniges Schweinefleisch.
Als ich 9 Jahre alt war, begann für mich schon der Ernst des Lebens. Aber so ernst hab ich selbst das garnicht genommen, denn gezwungen hätten mich meine Eltern bestimmt nicht dazu. Ich kam zu 2 1/2 bis 3 Gehstunden entfernten Verwandten nach Wagenhofen bei Odelzhausen als Kindsmadl. Das war ein großer Bauernhof mit vielen Dienstboten.
Die Mutter der Bäuerin und meine mütterliche Großmutter waren Schwestern, geborene Sitti. Ich war da natürlich noch nicht für die Kinder verantwortlich, da ich ja selbst noch ein Kind war, sondern die Bäuerin war immer im Hause. Es wäre zur damaligen Zeit unter ihrer Würde gewesen, wenn sie auf dem Feld gearbeitet hätte. Außerdem hatte sie ja Arbeit genug, für so viele Leute zu kochen. Im Sommer gabs viele Nudeln und Kücherl, die im schwimmenden Schmalz gebacken wurden, bei der Hitze keine leichte Arbeit. In Stube und Küche aufräumen mußte ich schon mithelfen. Mein Aufenthalt dort war nur während der großen Ferien (Erntezeit) und zwar 3 Sommer, also mit 9, 10 und 11 Jahren. Soviel ich mich erinnere, waren damals die Sommerferien länger, dafür die Weihnachts- und Osterferien kürzer.
Einmal in den 3 Sommern habe ich mir eine Watschn von der Bäuerin eingehandelt. Das war so: An der hinteren Haustüre zum Garten war eine Bank, die nur den männlichen Dienstboten vorbehalten war. Frauen hatten da nichts zu suchen. Die Männer war der Knecht, Mitterknecht, Stangenreiter und Bub. Der Stangenreiter war für die Pferde zuständig und hatte auch seine Kammer im Roßstall. Wenn sonntags der Bauer und die Bäuerin mit der Schesn (Chaise: kleiner, halb verdeckter Pferdewagen mit nur einer Sitzbank, davor erhöht der Kutschersitz , 2 Achsen, die vordere Achse mit der Deichsel lenkbar ) ausfuhren, es waren meistens Verwandtenbesuche, dann mußte der Stangenreiter kutschieren. (Der Ausdruck Stangenreiter kommt von der Flußschifferei: Flußaufwärts wurden die Schiffe von mehreren Pferden gezogen. Voraus ritt ein Junge mit einer langen Stange, mit der er Untiefen im Fluß abtastete und den Schiffsleuten die Wassertiefe anzeigte.)
Nun zurück zur Bank an der hinteren Haustüre. Dort ging es meist recht laut und lustig zu und man hörte das im Haus. Ich mit meinen 10 Jahren mußte doch wissen, was da draußen los war und ging hinaus, stellte mich unter die Männer und lachte mit. Da hat mich aber die Bäuerin vom Küchenfenster aus gesehen. Sie kam wütend heraus, gab mir eine Watschn und schubste mich mit den Worten, was hast du da heraußen zu suchen, ins Haus hinein. Das war kurz und bündig und ganz richtig. Ich war meiner Base deswegen nicht böse und die Sache war wieder in Ordnung. Zuhause in Hattenhofen gab es solche Bräuche wie das Knechtbankerl nicht. Wagenhofen lag ja weit ab von allen belebten Verkehrswegen und viel rückständiger, hier hielten sich alte Bräuche länger. Nach den 3 Sommeraufenthalten in Wagenhofen ging ich bei Ferienende ins Elternhaus zurück. Dort gabs im Herbst auch noch genug Arbeit und wir mußten auch fest mithelfen.
Mit 13 Jahren wurde ich aus der Volksschule entlassen, damals waren nur 7 Jahre Schulpflicht. Ich kam dann wieder zu einer Verwandten, einer geborenen Heiß, in Tegernbach in Dienst. Das Dienstjahr begann aber schon an Lichtmeß und das Schuljahr hörte im Mai auf. Ich mußte deshalb noch bis Mai nach Baindlkirch in die Schule gehen Wir waren ja schon mitten im ersten Weltkrieg. Die Verwandte hatte schon ihren Mann im Krieg verloren. Von Tegernbach gibt es nicht viel zu berichten, man mußte halt wie überall fest arbeiten. Unangenehm war nur der weite Weg zu Schule und Kirche. Damals waren noch 3 Jahre Fortbildungsschule und Christenlehre Pflicht und das alles war am Sonntag.
Nachdem ich das Jahr in Tegernbach abgedient hatte, ging ich wieder nach Wagenhofen als Madl. Die Dienstboten brachten damals ihren eigenen Schrank mit und der wurde von den neuen Dienstherren abgeholt. An diesem Lichtmeßtag war herrliches Winterwetter mit viel Schnee. Da kam also der Stangenreiter mit dem Pferdeschlitten und holte mich samt Kasten ab. Es war eine herrliche weite Fahrt.
Meine Arbeit als Madl war hauptsächlich die Küche aufräumen und ausbuttern. Ich mußte aber auch schon mit aufs Feld. In der Erntezeit holte der Bauer frühmorgens ein Faß Bier in Odelzhausen, das mußte ich dann in Flaschen abfüllen. Da zur Ernte noch ein paar Schnitter ein gestellt wurden, gab es eine Menge Leute, die Durst hatten. Soviel ich mich erinnere, bekamen die Frauen und der Bub zur Brotzeit einen halben Liter und die Männer einen Liter. Das war aber bestimmt noch Dünnbier.
Ein besonderes Ereignis war im Herbst noch das Dreschen des Getreides. Da kam ein Monstrum von Dreschwagen und ein noch größeres als Dampfkessel, das nur mit 4 kräftigen Pferden befördert werden konnte, in den Hof. Zu dieser Arbeit waren sehr viel Leute nötig und so ging das nur mit gegenseitiger Nachbarschaftshilfe. In ein paar Tagen war der ganze Spuk vorbei und es ging weiter zum nächsten Hof.
Ein Teil der Roggenernte wurde damals auch noch mit der Trischl (Dreschflegel) gedroschen. Wenn da acht Leute so schön im Takt hinein schlugen, klang das wunderschön. Aus diesem Stroh wurden dann von den Frauen im Winter Bänder für die Getreidegarben gemacht. Die Hauptarbeit der Männer im Winter war die Brennholzbeschaffung. Der Bedarf war ja sehr groß, da es weder Strom noch Kohle gab. An dem nächsten Lichtmeßtag 1919 war mein zweijähriger Aufenthalt in Wagenhofen endgültig beendet.
Ich wurde wieder von meinem zukünftigen Arbeitgeber mit dem Fuhrwerk nach Längenmoos abgeholt. Das war der Hof, aus dem mein väterlicher Großvater stammte, also eine Familie Heiß. Anscheinend hatte die betuchte Verwandtschaft meine Geschwister und mich ganz gerne zum Arbeiten.
Das Leben in Längenmoos verlief ohne besondere Ereignisse. Im Mai war meine Fortbildungsschulpflicht und Christenlehre beendet und ich hatte endlich auch einen freien Sonntagnachmittag. Nach diesem Jahr mußte ich zuhause bleiben und meinen Eltern bei der Arbeit helfen.
In der Nähe von Hattenhofen ist ein ausgedehntes Moorgebiet. Da dieses für mich eine besondere Bedeutung hatte, muß ich das zuerst schildern: Das Moor zwischen Nassenhausen und Haspelmoor ist im 1. Weltkrieg von russischen Kriegsgefangenen kultiviert worden. Nachher wurden Getreide und Kartoffel angebaut. Vorher konnte man dort Streu rechen, die man für das Vieh brauchte.
Das Moor hatte aber gefährliche Stellen, in denen man versinken konnte. Mutter wäre bei der Arbeit dort einmal bald ums Leben gekommen. Sie geriet in ein Loch und sank immer tiefer, bis sie sich dann doch wieder rausarbeiten konnte. Wahrscheinlich hatte sie noch den Rechen in den Händen und konnte sich auf ihn stützen.
Die andere Moorfläche zwischen Haspelmoor und Hörbach wurde in meiner Jugendzeit noch abgebaut. Im Frühjahr wurde dort von den Männern der Torf gestochen und mußte dann aufgekastelt werden. (Die rechteckigen Torfstücke wurden mit viel Luft-Zwischenräumen gestapelt.) Das waren dann kleine quadratische Häuschen, die schön austrocknen konnten. Dann wurde der Torf mit Rollwagen in eine große Halle gebracht, zu Ballen gepreßt und mit der Bahn verschickt. Zu der Arbeit wurden eine Menge Leute gebraucht und man konnte tage- oder wochenweise hin gehen, wie man gerade Zeit hatte.
Wenn in der Landwirtschaft nicht viel zu tun war, nutzte ich die Gelegenheit und arbeitete dort. Es gab in einer Kantine billigen Eintopf. In der Mittagspause war es immer recht lustig und ich lernte dabei Andreas kennen und lieben. Ein junger Bursche und Andreas hatten immer eine Mundharmonika dabei mit deren Musik dann getanzt wurde. Ich ging die zwei Sommer, die ich zuhause war, so ich wegkonnte, ins "Moos".
Nun zum dritten Teil des Moores: Dieses liegt rechts der Bahnlinie München-Augsburg und ist ein mit Bäumen bewachsenes Naturschutzgebiet. Ein Teil davon heißt "Biermoos" (die Biermösler). An dieses Moorgebiet angrenzend hatten meine Eltern eine Wiese, in der noch ein Teil Torf abzubauen war. Es war ein fester schwarzer Torf mit großem Heizwert. Auf dem Grundstück gab es immer wieder Kreuzottern. Einmal hat Vater beim Heuaufladen mit der Gabel voll Heu auch eine Kreuzotter zu Mutter auf den Wagen gebracht. Wahrscheinlich ist die Schlange genauso wie Mutter erschrocken und schleunigst wieder vom Wagen herunter. Ein Biß wäre natürlich gefährlich gewesen, denn es hätte Stunden gedauert, bis man zu einem Arzt gekommen wäre. Einmal erschlug Vater eine Kreuzotter und gab sie uns Kindern mit in die Schule, damit der Lehrer sie herzeigen konnte.
Also, die zwei Sommer sind nun vorbei und ich suchte für die paar Wintermonate nach Arbeit. Im ersten Jahr ging ich nach Nassenhausen zu dem Bauern, wo Marie früher schon war. Das zweite Jahr war ich von 1. November bis Lichtmeß in Adelzhofen beim Pschorrwirt. Da erinnere ich mich noch sehr gut an eine schwere Arbeit: das "Eineisen". Damals gab es ja noch keinen Kühl- oder Gefrierschrank. Jeder Wirt hatte deshalb einen Weiher, aus dem gefrorene Eis herausgeschnitten und in den Eiskeller hinuntergebracht wurde. Ein dickes Lob bekam ich dort von der alten Frau Pschorr. Da ich schon 18 Jahre alt und als Dirn angestellt war, mußte ich selbständig den Brotteig richten und das Brot backen. Sie sagte, ein so gutes Brot hätte noch keine Dirn gebacken. Ich hatte das wohl meiner Mutter zu verdanken, die mir diese Arbeit so frühzeitig gelernt hatte.
Ich ging dann an Lichtmeß wieder nach hause und entschloß mich, in die Stadt zu gehen. Andreas war ja inzwischen schon in Fürstenfeldbruck gelandet und so suchte ich mir auch dort eine Stelle. Ich kam zuerst zu einem jungverheirateten Ehepaar. Der Mann war Amtsrichter in Bruck und sie wohnten im Weiherhaus. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich dort blieb, jedenfalls gings dann in die Schöngeisinger Straße zu einer Baronfamilie mit 2 erwachsenen Kindern. Andreas arbeitete gegenüber in einem Geschäft.
Das Leben in Bruck war sehr schön. Andreas war in der Kolpingsfamilie und es gab dort viel Abwechslung an Hörens- und Sehenswertem. Aber auch die Zeit in Bruck ging vorbei und es zog uns nun beide nach München. Andreas kam in den Theatinerverlag (der besteht nicht mehr) und ich kam durch Vermittlung von Tante Kathie, einer Schwester von Vater, in die Taubstummenanstalt, heute Gehörlosenschule genannt. Damals befand sie sich in der Goethestraße 70, der heutigen Zahnklinik. Ich war da mit noch einer Kollegin als Aufseherin für 60 Buben angestellt. Wenn die Buben Schulunterricht hatten, mußten wir ihre zerrissenen Hosen flicken.
Es war 1923 und die Geldentwertung bald auf dem höchsten Stand. Ich erinnere mich, daß ich für mein Monatsgehalt nur noch 5 Briefbogen und 5 Umschläge bekam. Am 1. November war ja dann Schluß und es gab für eine Billion noch eine Mark. Auch für mich gab es wieder eine Änderung. So richtig wohl fühlte ich mich in der Anstalt nie. Auch Andreas gefiel es nicht, daß ich mir die Zeichensprache dort so angewöhnte. Jetzt wird ja in der Gehörlosenschule nicht die Zeichensprache, sondern das vom Mund ablesen gelehrt.
Am 1. November 1923 wechselte ich in eine Ingenieurfamilie mit 4 Kindern über, später wurden es dann fünf. Um diese Zeit kamen die ersten Radios auf den Markt, allerdings noch mit Kopfhörern. An der neuen Stelle gab es natürlich wieder Arbeit genug, aber das Verhältnis war sehr familiär. Die Kinder hatten mich gerne und ich die Kinder. Noch dazu war ich oft wochenlang mit den Kindern alleine, da die Frau öfter im Krankenhaus war. Ich habe dort auch viel genäht, unter anderem auch das Erstkommunionkleid für die älteste Tochter. Ich blieb dort von 1. November 23 bis 1. August 1926. Nun wollte ich es nochmal woanderes probieren und ging als Köchin in eine große Familie nach Solln. Es war da das Ehepaar, mehrere erwachsene Kinder, ein Gärtner, Zimmermädchen und ich.
Das war gegen meinen letzten Arbeitsplatz eine ziemlich kalte Dusche und ich blieb nur 4 Monate.
Andreas drängte auch schon auf eine baldige Heirat. Er hatte das Wirtshausessen satt. Aber die Wohnungssuche war in dieser Zeit noch schwerer als heute. Schließlich bekamen wir ein 30 qm großes Zimmer in der Lindwurmstraße, aber ohne Kochherd. Wir hatten nur einen Petroleumkocher mit 2 Flammen. Nun wurde am 22.1.1927 in Hattenhofen Hochzeit gefeiert. Vater ließ ein Schweinderl schlachten, für das leibliche Wohl war also gesorgt. Der Vetter aus Längenmoos war mit seinem Grammophon da, wir hatten also auch Musik.
Abends brachte uns der Nachbar Inozenz Karner mit dem Pferdeschlitten zur Bahn. Es gab keine Hochzeitsreise. Nur an Ostern fuhren wir zu Tante Simonetta nach Waldershof im Fichtelgebirge. Sie war eine Schwester von Andreas Stiefvater und dort Oberin im Kloster. In einem Schulzimmer wurden 2 Betten für uns aufgestellt, da ja kein Mann im Frauenkloster übernachten durfte. Die Schwestern waren sehr gemüht, uns die paar Tage dort so schön wie möglich zu machen. Nun ging es aber wieder zurück in den Alltag. Andreas hatte ja seine Arbeit bei der Diamalt und ich hatte mir schon einen Zuhgehplatz gesucht. Es war das eine geschiedene Reedersgattin aus Bremerhafen mit 2 erwachsenenen Söhnen, die eine 5-Zimmerwohnung nahe der Sendlinger Kirche bewohnten. Der Haushalt wurde aber im Herbst 1927 schon aufgelöst, da die Söhne nun zum Vater mußten.
In dem Haushalt war auch ein dressierter scharfer Hund, dem ich mit den Worten vorgestellt wurde: Das ist die Therese, die darf in unsere Wohnung rein. Ich hatte auch nie Schwierigkeiten und wurde immer schweifwedelnd empfangen.
Meine Zeit bei den sehr netten Leuten wäre ja sowieso beendet gewesen, da ja 10 Monate nach unserer Hochzeit Hans schon zur Welt kam. Nun gabs aber schon bald ein ungutes Beisammensein mit unserer Vermieterin, einer alten Dame, die keine Kinder in der Wohnung wollte. Dann taten wir, was mir heute noch leid tut: Wir gaben Hans zu meinen Schwiegereltern nach Nassenhausen. An Ostern brachten wir ihn hinaus und Pfingsten holten wir ihn mit einer Mittelohrentzündung wieder zu uns zurück. Hans mußte dann mit einem knapp halben Jahr sofort operiert wer den. Ich war die Tage immer bei ihm in der Klinik. Nun suchten wir natürlich verstärkt nach einer Wohnung.
Ich glaube, es war im Herbst 1928, da bezogen wir mit unseren Zimmernachbarn zusammen eine Neubauwohnung für 94 Mark. Bei einem Wochenlohn von 35 - 40 Mark war es für einen Verdiener unmöglich. Wir hatten zwei schöne große Räume, aber ideal war es nicht mit 2 Familien in einer Wohnung. Da kaufte Onkel Neumeier am Harras ein Haus (1930) und wir konnten dort einziehen. Auf den Rat von Onkel, der selbst ein Taxigeschäft besaß, und mit finanzieller Hilfe von dem guten Vetter in Nassenhausen machte Andreas inzwischen den Fahr- und Taxikurs und verdiente als Taxifahrer anfangs ziemlich besser.
Doch die Herrlichkeit dauerte nicht lange. Es kamen ja die schlechten Dreißigerjahre. Wir hatten bereits 10 Millionen Arbeitslose. Noch dazu gingen die Löhne zurück und das Taxigeschäft ging immer schlechter. Als sie dann nur noch jeden zweiten Tag fahren durften, ging Andreas wieder zur Diamalt zurück, wo er bis zu seinem Ruhestand blieb.
Nun nochmal zurück Anfang der Dreißiger Jahre. Wir wohnten in einem schönen Zweifamilienhaus direkt am Harras. Dieser Platz wurde um diese Zeit gründlich umgekrempelt. Wo sich heute der große Verkehr abwickelt, stand damals noch eine alte Malzfabrik. Das Postamt wurde gebaut, vorher war es in Neuhofen neben der Achazkirche. Nebenbei sei auch bemerkt, daß sich auch der Pfarrhof Sendling bis cirka 1910 in Neuhofen befand.
Also, wir wohnten noch ruhig am Harras. Das Haus hatte einen kleinen Obstgarten und Hans konnte mit seinem kleinen Auto die Wege entlang fahren. Hans hielt sich auch gerne bei Onkel in der Garage auf. Die beiden verstanden sich gut. Wir wohnten von 1930 bis 1936 dort, dann heiratete der Sohn und wir gingen wieder auf Wohnungssuche. Da bekam Andreas einen Tip von einem Taxifahrer, er soll sich doch einmal als Mitglied beim Verein für Volkswohnungen aufnehmen lassen und tat das auch. Wir bekamen dann 1936 eine Zweizimmerwohnung, in der ich heute noch lebe. Die Wohnung war ja sehr verwahrlost und wir mußten viel Geld und Arbeit reinstecken. Aber für die lange Zeit hat sichs gelohnt.
Hans ging die ersten 4 Jahre in die Plinganserschule und dann an die Oberschule für Jungens an der Damenstiftstraße, wie sie in der Hitlerzeit genannt wurde. Die Buben nannten sie die Lukasburg. Es soll die älteste höhere Schule in München gewesen sein. Damals mußte man noch Schulgeld bezahlen und ich mußte immer schauen, daß ich ein paar Mark dazu verdienen konnte. Aber das waren nur Zugehplätze mit schwerer Arbeit: Teppiche in den Hof schleppen und klopfen oder die Parkettböden mit Stahlspänen abziehen und das alles für 45 Pfg. die Stunde.
Nun wurde aber die politische Lage immer kriseliger und es kam im September 1939 zum zweiten Weltkrieg. Bombenangriffe gab es ja anfangs bei uns noch nicht, aber Rationierung der Lebensmittel und Bezugsscheine für Kleider. Im Juli 1942 mußte Andreas dann einrücken. Da er 1926/27 schon einen Sanitätskurs machte, wurde er zur Sanitätskompanie nach Schliersee und von dort nach Frankreich gebracht. Ich glaube, es war im Herbst 1942, als bei einem schweren Luftangriff unsere Wohnung ziemlich mitgenommen wurde. Wir hatten keine ganzen Fenster mehr und die Türen waren aus den Angeln gerissen. Auch sonst sah es wüst aus in der Wohnung. Wie oft die Fenster im Laufe des Krieges kaputt waren, weiß ich nicht mehr, aber es war Gott sei Dank immer so, daß wir noch wohnen bleiben konnten.
Ich wußte ja, daß ich bald zu einer Arbeit verpflichtet wurde und so ging ich zu einer nahe gelegenen Schuhfabrik arbeiten. Das war kein großer Betrieb. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich dort war, bis er durch Bomben zerstört wurde. In Erinnerung von dort sind mir vor allem die russischen Mädchen, die zwangsweise bei uns arbeiten mußten und viel Heimweh hatten. Nun wurde ich, wie befürchtet, zur Firma Deckel dienstverpflichet. Es war dort ausgesprochene Männerarbeit an Maschinen, die wir machen mußten. Wenn nach einem Fliegerangriff wieder einmal alle Fenster kaputt waren, dann war es saukalt und die kalten Eisenteile zu bearbeiten dazu. Zum Glück hatten wir meist ältere Meister, die viel Verständnis für uns Frauen aufbrachten. Es waren ja meist ältere Frauen, die jüngeren hatten meistens noch schulpflichtige Kinder und konnten nicht dienstverpflichtet werden. Ich brauchte ja auch nur halbtags arbeiten, da auch Hans noch da war. Das sah aber so aus: 6 mal 6 Stunden sind 36, da ja auch Samstags gearbeitet wurde.
Bei Fliegeralarm mußten wir zum nahegelegenen Bunker rennen. Dabei waren wir einmal in einer sehr brenzligen Lage, als der Schlüssel zum Bunker nicht gleich gefunden wurde. Hunderte von Menschen standen aufgeregt um den Bunker und die Flieger mit ihrer gefährlichen Last kreisten über unseren Köpfen. Sie hatten doch Mitleid mit uns und warteten, bis wir dann doch alle im Bunker waren und warfen dann ihre Bomben ab. Der Bunker selbst wurde schon manchmal auch angegriffen, das war dann so ein Gefühl, als ob man mit Rollschuhen fahren würde. Als kurz vor Kriegsende die Gebäude der Firma schon sehr schwer zerstört waren, kam für mich auch das Ende, dort zu arbeiten.
Nochmals ein Jahr zurück: Hans war in zwischen 16 1/2 Jahre alt geworden und mußte im Juni oder Juli 1944 zum Arbeitsdienst einrücken. Damit man aus den Kindern möglichst schnell Männer machen konnte, tat man sie gleich weit weg vom Elternhaus nach Kärnten. An Weihnachten brachte dann das Christkind die Einberufung zum Militär.
Jetzt hatte ich also Mann und Sohn, um die ich mich sorgen mußte. Andreas bekam im Sommer 1944 von mir die letzte Post und ich hörte überhaupt nichts mehr von ihm. Irgendwann bekam ich dann eine Vermißtenmeldung. Erst Anfang 1946 erfuhr ich, daß Andreas noch lebte und in englischer Kriegsgefangenschaft war.
Gegen Ende des Krieges war ich selbst einmal in großer Gefahr. Ich fuhr so oft es möglich war, nachhause zu meinen Eltern. Nun gab es aber zu der Zeit keinen geregelten Fahrplan mehr. Wenn man Glück hatte, bekam man noch einen Zug bis Nannhofen, weiter gings nicht mehr. Von Augsburg bis Nannhofen kam nur selten ein Zug und ich stellte mich schon drauf ein, daß ich den Weg in der Nacht bis Hattenhofen zu Fuß machen würde. In Nannhofen warnte mich der Schrankenwärter schon, daß ich nicht zwischen den Bahngleisen gehen sollte, es könnte doch einmal ein Zug kommen. Aber das war leichter gesagt als getan, denn zwischen den Gleisen war ein aus getretener Weg. Da waren schon viele gegangen, aber am Bahndamm lag tiefer Schnee. Ich stapfte also von Schwelle zu Schwelle ganz automatisch dahin, bis ich einmal aufschaute und einen Zug auf mich zukommen sah. Ich hatte nur noch Zeit, einen Schritt auf die Seite zu tun und mich in den Schnee fallen zu lassen, dann brauste der Zug an mir vorbei. Das muß schon ein ziemlich kräftiger Schutzengel gewesen sein, der mich da beschützt hat. Mit zitternden Knien ging ich dann noch das letzte Stück weiter bis zur Bundesstraße, die nach Hattenhofen führt und kam glücklich daheim an.
Das war schon gegen Ende des Krieges. Ein paar Wochen später war ich wieder in meiner Heimat und was da in Hattenhofen passierte, daran wurde ich 40 Jahre später wieder ganz deutlich erinnert durch einen Zeitungsartikel:
Münchner Merkur 13. April 1985: ".... Am 29. April (1945) lag dann Hattenhofen noch einmal fast 45 Minuten unter Jagdbomber-Beschuß. Das Fazit: Drei Tote, 16 Wirtschaftsgebäude und drei Wohnhäuser in Flammen. Gut 15 Minuten später rückten die US-Bodentruppen ein. So tragisch nahe können Krieg und Frieden beieinander liegen. ......."
Ja, wie sah unser schönes Dorf aus. Neben den 3 Todesopfern überall Brände und Vernichtung. Die Bauern jagten ihr Vieh aus den brennenden Ställen. Vor der Haustüre vom "Mann" (Hausname) sah ich ein totes Pferd liegen, das die Flieger erschossen hatten. Die einrückenden amerikanischen Bodentruppen durchsuchten vielfach auch die Häuser. Ich war gerade in der Wohnstube, ließ mich aber nicht sehen, da rüttelte ein Ami an der versperrten Haustüre. Die kleinen Kinder meiner Schwestern schauten so erschreckt zum Fenster hinaus, daß er wieder weg ging. Vielleicht war er auch Familienvater.
Der furchtbare Krieg war zwar vorbei und man konnte wieder ruhig schlafen, aber viele Sorgen blieben: Was war mit Andreas, lebte er noch? Hans kam auch bald zurück. Er mußte von oberhalb Münchberg in Oberfranken bis nach Hattenhofen zu Fuß gehen. Die jungen Leute bekamen von ihrer Einheit Zivilkleider und wurden weiter geschickt. Bei der ersten Kontrolle sagte Hans, er müsse nach Münchberg und bekam von einem Amerikaner einen Ausweis nach München-Berg. Mit diesem Papier ist er auch unbehelligt nach München gekommen.
Im Sommer 1945 half Hans bei einem Bauern bei der Ernte und bekam dafür einen Zentner Weizen. Das Problem war, den Weizen in die Mühle zu bringen, da viel kontrolliert wurde. Aber der Bauer sagte, das kriegen wir schon hin und versteckte den Weizen auf der Fahrt zur Mühle unter Brennholz. Wir gingen dann zusammen zu Fuß wieder von Hattenhofen nach München in unsere demolierte Wohnung. In München brauchte Hans wieder Lebensmittelmarken, er hatte aber keinen Entlassungsschein vom Militär. Um ihn zu erhalten, mußte er in das Entlassungslager der Amerikaner in Bad Aibling und ich wartete bange Tage, denn von dort kamen noch viele in Gefangenschaft, aber Hans kam Gott sei Dank wieder heim.
Was sollte Hans nun machen. Ihn wieder in eine höhere Schule zu schicken, konnte ich aus finanziellen Gründen nicht riskieren, da man ja damals noch Schulgeld zahlten mußte. Wir Frauen, deren Männer noch in Kriegsgefangenschaft waren, bekamen vom Staat keinen Pfennig mehr. Man mußte sich an das Sozialamt, damals Wohlfahrtsamt genannt, wenden. Ich ging also auch hin, mich zu erkundigen, wie es weiter gehen soll.
Dort bekam ich die Auskunft: Jetzt verbrauchen Sie erst einmal ihr Erspartes bis auf 200 Mark. Dann bekommen Sie einen Zuschuß, den aber Ihr Mann wieder zurück zahlen muß, wenn er heimkommt. Der Gedanke, daß Andreas Schulden zurück zahlen müßte, wenn er heimkommt, hat mich so erschreckt, daß ich bei diesem Amt nichts weiter unternommen habe.
Ich habe mir dann Arbeit gesucht und bin zum Gartenbaubetrieb Baur am Waldfriedhof, wo auch Hans schon als Gärtnerlehrling war. Er entschloß sich dazu schon mit dem Gedanken, nachher nach Weihenstephan zu gehen. Nun arbeiteten wir beide in der gleichen Firma, Hans im Garten und ich im Binderaum. Blumen gab es damals nicht viel, weil hauptsächlich Gemüse angebaut wurde. Wenn ein Brautstrauß bestellt wurde, machten wir erst Rosen aus weißem Kreppapier, dann Grün dazu und der Strauß war fertig. Meine Hauptarbeit war, Kränze für Beerdigungen zu binden. Weißtannen waren auch rar, nur Latschen hatten wir genug.
Das Schöne in dem Betrieb war, daß wir ein Mittagessen (Gemüse und Kartoffeln) bekamen, ohne Lebensmittelmarken hergeben zu müssen. Wir waren ungefähr 25 Leute. Die Landschaftsgärtner und die Leute in Martinsried hatten die Vergünstigung nicht. Im Betrieb arbeiteten auch mehrere Leute, die bestimmt keine Nazi waren, aber aufgrund ihrer Stellung in der Partei ihre Arbeit verloren hat ten. Mit mir im Binderaum arbeitete eine nette Frau, die vorher Lehrerin war. Ihr Mann war Professor, sie mußten in einem Zimmer hausen, da ihnen die Wohnung genommen wurde. Der Professor mußte bei der Müllabfuhr arbeiten. Damals konnte man hören: An einer dreckigen Arbeits stelle: Herr Kollege, würden Sie mir bitte den Spaten herüberreichen! In einem Amt oder Büro: He Xare, schmeiß mir amoi den Aktendeckel rüber. Da sind oft Leute aus ihren Ämtern geworfen worden, die man in dem Wirrwar nach dem Krieg notwendig gebraucht hätte.
Ob da nicht auch mancher gute Arzt von der Bildfläche verschwunden ist?
Ich denke gerade an die 2 Todesfälle 1946 in der Familie. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sefi mit 42 Jahren sterben hätte müssen, wenn wir die richtigen Ärzte und gute Medikamente gehabt hätten. Sefi war zwar als Kind nicht so stabil wie wir. Mutter sagte: Mit rohem Sauerkraut habe ich sie gesund gemacht. Sie ist auch ein kräftiges Mädchen geworden und hat viel geleistet. Sie arbeitete immer in sogenannten Herrschaftshäusern als selbständige Köchin und hatte auch bei Onkel Donauer ein großes Haus mit Garten zu versorgen. Als sie krank wurde und ich sie besuchte, sagte sie: Jetzt kann ich Vater nicht einmal an Allerheiligen am Grab besuchen und gerade an diesem Tag war das offene Grab für Sefis Beerdigung hergerichtet. Für Mutter war das ein schwerer Schlag. Sie sagte einmal: Wenn Sefi nicht heiratet, dann habe ich von meinen 7 Mädchen wenigstens eine, die mir im Alter beistehen kann.
Unser guter Vater ist im Februar 1946 gestorben. (An Wassersucht, einer Krankheit, durch die heute wohl niemand mehr sterben muß.) Er hatte viel und schwer arbeiten müssen. Zuhause hatte er sich schon frühzeitig einen Benzinmotor angeschafft, aber auf dem Feld war alles schwere Handarbeit.
Was mich als Kind beeindruckte: Wenn wir um 12 Uhr beim Engel-des-Herrn-Läuten auf dem Feld waren, nahm Vater den Hut ab, stützte sich auf sein Werkzeug und betete. Wenn wir zuhause waren, ebenso. Abends beim Gebetläuten rief Vater oder Mutter: Rein zum beten! Wir Kinder mußten beim Gebetläuten sowieso zuhause sein.
Die Aussaat des Getreides war Mutters Arbeit. Das war auch ein schönes Bild und erforderte großes Können, damit die Körner gleichmäßig verteilt wurden. Die größeren Bauern benützten damals schon eine Sämaschine. In dieser Beziehung waren wir Landkinder den Stadtkindern voraus. Wir erlebten, wie alles heranwächst und wie aus dem Getreide das tägliche Brot wird.
Mit Vaters Gesundheit stand es nach Kriegsende bis zu seinem Tod am 3. Februar 1946 nicht mehr so gut. Ich hatte immer das Gefühl, daß ihm die Fliegerangriffe auf Hattenhofen sehr wehgetan haben, obwohl unser Haus verschont blieb.
Vater durfte aber noch erfahren, daß Andreas noch lebt und in englischer Gefangenschaft ist. Mein Schwager Kiening Sepp kam auch 1948 fast zur selben Zeit wie Andreas aus der Gefangenschaft zurück. Schwager Andreas Schmid kam schon im Dezember 1945 wegen Krankheit zurück.
Die Jahre nach dem Krieg waren noch sehr schwer, denn Lebensmittel waren knapp und auch sonst gab es nichts zu kaufen. War es schon schwer, einen Bezugsschein zu bekommen, so war es noch schwieriger, in den Kaufhäusern das gewünschte zu kaufen. Hans brauchte notwendig eine Joppe (Sakko), aber trotz Bezugsschein war nichts zu kriegen. Als ich zufällig mit einer Bekannten darüber sprach, gab mir diese den Rat: Geh in ein bestimmtes Kaufhaus, da kenne ich einen Verkäufer, sage einen Gruß von mir, nimm aber Zigaretten mit, dann bekommst du das Gewünschte. So tat ich dann auch und es hat geklappt. Wir Frauen bekamen auch Zigaretten zugeteilt und man war froh, daß man als Nichtraucherin die Zigaretten für solche Zwecke verwenden konnte.
Noch ein Beispiel, worüber man heute lachen könnte, wenn es damals nicht so ernst gewesen wäre: Ich wollte einen Bezugsschein für einen Kochtopf. Dazu hätte ich unterschreiben müssen, daß ich meinen Haushalt ohne den Topf nicht mehr weiter führen kann. Das unterschrieb ich nicht, ich weiß es nicht mehr genau, aber ich glaube, es war sogar eine eidesstattliche Erklärung.
Zur Arbeit mußten wir beide schon sehr früh aufstehen, denn in der Sommerzeit wurden die Uhren um 2 Stunden vorgestellt und bei Baur wurde um 5 Uhr angefangen. Da mußten wir um 1/2 4 Uhr schon aus den Betten. Als Stundenlohn bekam ich 65 Pfennig. Erst als ich dem Chef einmal sagte, daß ich so nicht mehr auskomme, erhielt ich 85 Pfennig. Hans bekam als Lehrling ganz wenig. Da ist nach dem Kauf der Monatskarte für die Straßenbahn nicht viel übrig geblieben. Später, als Hans schon in Weihenstephan studierte, bekam er als gelernter Gärtner in den Semesterferien bei Baur 1.20 Mark Stundenlohn.
Einmal kam ja nun auch das Jahr 1948. Im März kam Andreas endlich aus der Gefangenschaft heim. Er hat sich dann keine Erholung gegönnt und gleich zu arbeiten angefangen. So gut, wie einmal eine Zeitung schrieb, ging es die Kriegsgefangenen in England auch nicht. Da wurden die Leute mit einem Margarinebrot für den ganzen Tag zu den Bauern zur Arbeit geschickt und den Bauern war verboten, den Gefangenen zu essen zu geben, was diese nicht befolgen konnten, denn sie wußten auch, daß man hungrig nicht arbeiten kann.
Andreas hatte es in den letzten Jahren besser, da er als Lagersanitäter eingesetzt wurde. Nach Andreas Heimkehr war bald die Währungsreform mit 40 DM je Kopf. Nun gab es auf einmal alles zu kaufen.
Onkel Neumayer ist mit 65 Jahren gestorben, im Krankenhaus Oberföhring, das als nicht gut bekannt war. Da fehlten immer noch gute Ärzte. Tante Anna habe ich dann bis 1950 versorgt und gepflegt, obwohl ihr Sohn mit Familie im Haus wohnte.
Andreas kam inzwischen bei Diamalt von München-Süd in das Hauptbüro nach Schwabing und in das Angestelltenverhältnis. Das Leben ging nun ohne besondere Vorkommnisse weiter. Wir sparten uns jeden Monat was weg für einen kurzen Urlaub. Das erste Mal waren wir in Benediktbeuern, da war Hans noch mit dabei.
Nachher waren wir dann fünfmal in Oberperfuß oberhalb Innsbruck, einem wunderschönen Platzerl. Da habe ich neulich in alten Rechnungen gekramt und etwas gefunden, was man heute nicht mehr für möglich hält: 1960 war eine Krise mit dem österreichischen Schilling, da bot uns der Wirt an: Wenn Sie mit Mark bezahlten, bekommen Sie die Vollpension für 7 Mark. Wir hatten aber wohlgemerkt sehr gute Hausmannskost. Erst nachdem ich das geschrieben hatte, kam mir der Gedanke, auch die Löhne zu vergleichen. 1960 kassierte ein Elektromeister 5 Mark je Stunde, heute aber nach 30 Jahren vielleicht 60 Mark, jede angefangene Stunde der Einfachheit halber gleich ganz gerechnet und die Anfahrt dazu. Meiner Rechnung nach war dann der Pensionspreis von 7 Mark schon günstig, aber nicht halb geschenkt, wie man auf den ersten Blick meinen könnte.
Andreas hatte im Alter zwei Hobbys: Kreuzworträtsel lösen und Radfahren. Mit "Fahrrad am Bahnhof" machte er oft so große Touren, daß ich froh war, wenn er wieder gesund heim kam. Nach 53 Jahren Arbeit kam nun auch die Zeit, daß er in den Ruhestand gehen konnte. Da nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen älter werden, entlastete mich Andreas durch Einkaufen gehen, Schuhe putzen, Staub saugen und manches andere. Wenn möglich, machten wir auch jeden Tag einen ausgedehnten Spaziergang.
Ab 1968 fuhren wir dann jedes Jahr mit einer 9-Tage-Busfahrt mit, immer mit dem selben Fahrer und Reiseleiter, z.B. in den Schwarzwald, nach Sexten in den Dolomiten, Wien und Florenz. Am Zielort hatten wir festes Quartier und fuhren mit dem Bus in die Umgebung. Gleich bei der ersten Fahrt hatten wir Malheur. Wir waren in Wangen im Allgäu einquartiert und die erste Halbtages fahrt ging an den Bodensee. Nach Programm konnte man wählen zwischen einer Fahrt auf den Pfänder oder einer Seerundfahrt. Treffpunkt war der Bahnhof Bregenz. Wir wählten den Pfänder und es war sehr schön dort oben. Als wir aber herunter kamen, war der Bus nicht zu finden. Wir erfuhren, daß er am Bahnhof nicht parken durfte. Wir warteten dann am Anlegeplatz der Schiffe und erfuhren erst später, daß es zwei davon gab, einen für große und einen für kleine Schiffe. Die Reisegesellschaft suchte uns und wir unseren Bus, der ganz versteckt hinter dem Bahnhofsgelände stand. Kurz und gut, wir mußten ein Taxi nehmen, um nach Wangen zu kommen und wurden mit großem Hallo empfangen. Am nächsten Morgen im Bus sagte der Reiseleiter mit erhobenem Zeigefinger: Heute fahren wir nach St. Gallen und Einsiedeln in der Schweiz. Da kostet das Taxi etwas mehr als 35 Mark! Diesen Betrag haben wir von der Reisegesellschaft wieder geschenkt bekommen, was wir sehr dankbar angenommen haben. Alle anderen Fahrten gingen dann reibungslos vor sich. Aber einmal hätte es einen Raubüberfall geben können, wenn unser Schwager Kiening nicht so aufgepaßt hätte. Wir waren in Florenz einquartiert und kamen von Pisa nach Livorno, das ist der Hafen für die Öltanker. Einige von uns haben dort gebadet. Mir wäre das Wasser zu ölig gewesen. Wir standen uns unterhaltend am Bus, da kam von uns eine Frau im Badeanzug und bat den Reiseleiter um ein paar Mark, damit sie sich nebenan einen Kaffee kaufen konnte. Da standen ein paar Meter von uns entfernt zwei Burschen mit Motorrad, die uns beobachteten. Als der Reiseleiter seine Brieftasche raus tun wollte, sagte Sepp schnell: Herr Schopp, gehen Sie in den Wagen rein. Hernach sagte uns Herr Schopp, daß er noch das ganze Geld bei sich hat. Als wir ihm vorhielten, daß das sehr leichtsinnig sei, sagte er, er habe die Erfahrung gemacht, wenn er voraus bezahle, bemühen sich die Wirte nicht mehr so um die Gäste. Noch ein anderes Erlebnis ist erwähnenswert: Als wir von der Dolomitenfahrt nach 9 Tagen mit herrlichem Wetter heimwärts in Richtung Mittenwald fuhren, sagte der Reiseleiter: Nachdem wir die letzte Grenzkontrolle glücklich hinter uns haben, kann ich es ja verraten, unser Fahrer hatte die 9 Tage weder persönliche, noch Wagenpapiere! Wir waren am Wochenende vor der Fahrt in Zell am See und da hatte der Fahrer sein Zimmer im Erdgeschoß und dort sind ihm alle Papiere gestohlen worden. In der kurzen Zeit waren keine Ausweise zu bekommen und da die Fahrt bis aufs letzte geregelt war, probierten wir es halt einmal und hatten Glück. Bei der Grenzkontrolle hatte der Fahrer immer draußen am Wagen was zu richten. Der Reiseleiter verwickelte die Beamten in ein Gespräch und auf diese Weise mogelten wir uns durch. Wir sind bei der Hinfahrt nach Zell am See, über den Großglockner, nach Ost- und Südtirol, und einmal nach Kärnten und immer glückte die Grenzkontrolle.
Noch etwas Nettes von der schönen liebenswürdigen Stadt Wien. Bei einer Stadtrundfahrt sagte der Fremdenführer: Wie Sie wissen, hatte unsere Kaiserin Maria Theresia 16 Kinder. Wenn von den anwesenden Damen jemand dasselbe sagen kann, möchte sie sich melden, dann bekommt sie ein Geschenk. Es hat sich aber niemand gemeldet.
Nun, die Zeit ging weiter. Wir wurden älter. Die großen Fahrten wurden uns zu anstrengend und wir unternahmen öfters Tagesfahrten und Spaziergänge. Eines Tages kam Andreas vom Einkaufen nach Hause und klagte über Schmerzen in der Brust. Der Notarzt stellte einen Herzinfarkt fest. Nach 7 Wochen Krankenhaus aufenthalt kam Andreas ziemlich angeschlagen nach Hause. Aber wir konnten schon noch kleine Nachmittagsspaziergänge machen. Vier Monate später kam dann ein Schlaganfall und kurze Zeit darauf ein sanfter friedlicher Tod im Schlafe. Einige Stunden vorher sagte Andreas noch, heute kann ich noch nicht ins Bett gehen. Ich habe ein Kreuzworträtsel angefangen, das muß ich noch fertig machen. Es wurde auch ganz vollendet.
Nun bin ich schon fast 8 Jahre allein. Anfangs denkt man, es könnte nicht mehr weiter gehen, aber das Leben zwingt einen schon dazu. Jetzt bin ich 87 Jahre alt und habe viel Schönes und manches Schwere erlebt. Ich hatte ein gutes Elternhaus, einen herzensguten Mann, einen braven um mich besorgten Sohn mit Familie und ich habe mit meinen 8 Geschwistern immer in Frieden gelebt. Hans ist jetzt pensionierter Oberlehrer in Bruckmühl und hat 2 Töchter. Mein innigster Wunsch wäre nun, kein langes Krankenlager, damit ich niemand zur Last falle.
Da muß ich noch kurz 40 Jahre zurück, um unserer guten Mutter zu gedenken. Nach Vaters Tod übernahm mein Bruder Hans mit Frau Maria und 3 Kindern das elterliche Anwesen. Mutter wohnte im sogenannten Neubau, einer hübschen kleinen Wohnung. Die erste Zeit war sie noch ganz mobil, aber eines Tages warf sie ein Sturm zu Boden. Bei dem Sturz hat sich Mutter verschiedene Verletzungen zugezogen, von denen sie sich nicht mehr erholte und bettlägerig wurde. Da man Mutter nun nicht mehr allein lassen konnte, wurde in der Wohnstube ein Bett gerichtet, wo sie, von ihrer Schwiegertochter gut gepflegt, nach fast einem Jahr Krankheit am 18.Dezember 1955 mit 83 Jahren friedlich verstarb.
Gott wird ihr alle Liebe und Güte vergelten, die sie für uns aufbrachte.
Nun schließe ich meinen Bericht und grüße alle, die ihn lesen, mit den besten Wünschen für Gesundheit und Wohlergehen.
München, 18. Mai 1990
Eure Therese
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(C) Josef Kiening, zum Anfang www.genealogie-kiening.de