Kiening : Genealogie im Gebiet nordwestlich von München

Inwohner : Familien ohne Hausbesitz

Seite geändert am 6.4.2013 und 6.3.2023

Familienforscher denken am Anfang ihrer Forschung natürlich, dass es gleichgültig sei, ob ihre Vorfahren als Eigentümer oder Mieter wohnten. Für die Praxis der Forschung ist der Unterschied aber erheblich . In der Ahnentafel ist ein Vorfahre ohne Hausbesitz meist das Ende der Forschung, ein toter Punkt. Es ist dem Einzelforscher kaum möglich, so umfassend zu forschen, daß er das Problem überwindet.

In Arbeitskreisen "Ortsfamilienbücher" und ähnlichen Aktivitäten wird erfreulicherweise in jüngster Zeit versucht, eine breitere Forschung, die sich nicht auf die eigene ängstlich gehütete Ahnentafel beschränkt, in Gang zu bringen. Da sich der Verfasser für den Landkreis Dachau ähnlich bemüht, soll das nur anscheinend abwegige Thema "Inwohner" Probleme und Lösungsansätze zeigen. Die Arbeit ist noch lange nicht abgeschlossen. Der aktuelle Stand ist im Internet unter www.genealogie-kiening.de veröffentlicht. Ziel ist nicht weniger als die Gesamt-Genealogie eines ganzen Landkreises, genauer des alten Pfleggerichtes Dachau.

Meine Ausführungen gelten regional für das Gebiet nordwestlich von München, das Bauernland zwischen Isar und Lech, und zeitlich von 1600 bis 1875.

Orts-Chroniken: Die seßhafte Bevölkerung

Siehe auch die Seite Sozialstruktur der Landbevölkerung.

Für viele Orte sind in den letzten Jahren schöne Bücher erschienen, die neben allgemeiner Ortsgeschichte ausführlich die alten Häuser und deren Bewohner beschreiben. Bearbeitung aller verfügbaren Quellen ist hierfür fast obligatorisch. Deshalb ist das Interesse der Familienforscher groß. Für sie wurden die Bücher geschrieben.

Wesentliche Voraussetzung aller Ortschroniken ist die Tatsache, dass in Altbayern der Bestand an Wohngebäuden von 1616 bis etwa 1850 unverändert blieb. 3 Ursachen sind zu nennen:

1. Das geltende Erbrecht und

2. die Bindung an Grundherren erlaubten nur einen ungeteilten Besitzübergang bei Generationswechsel oder Verkauf.

3. 1616 verfügte Herzog Maximilian ein "Söldenbildungs-Verbot". Modern ausgedrückt: Bauland-Ausweisung wurde verboten. Der 30-jährige Krieg reduzierte bis 1648 die Bevölkerung. Sie blieb danach 200 Jahre ohne Wachstum, so dass der vorhandene Bestand an Häusern ausreichte. Neue Häuser wurden nur als Ersatz für alte an der gleichen Stelle errichtet.

Die wenigen Ausnahmen sind von den Verfassern der Ortgeschichten zu bewältigen. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts kommt es zu Neuland-Erschließung, Umverteilung von Grund, Neubauten als Folge des Eisenbahnbaues. Das damit einsetzende Chaos ignorieren die Ortsgeschichten zu Recht. Es genügt, daß die Grundbuch-Ämter den Überblick behalten. Dazu ist der "Grundstücksverkehr" durch rigorose Vorschriften geregelt.

Die fluktuierende Bevölkerung

Archivalien zum Hauseigentum, die Vorgänger und Anfänge des Grundbuches, sind die Basis der Ortschroniken. Dass es neben den beschriebenen sesshaften Eigentümern auch Personen und Familien ohne Hausbesitz gab, wird in den Ortschroniken überhaupt nicht erwähnt. Die "Inwohner" oder "Unbehausten" seien deshalb hier das Thema.

In der regionalen Landbevölkerung lassen sich 5 Gruppen von Besitzlosen erkennen: Hüter, Taglöhner, Beamte und Schlosspersonal, Personen mit Geld- aber ohne Immobilien-Vermögen und Bettler.

Daneben  gab es eine kleinere  Gruppe Nichtsesshafter mit größerem  Aktionsradius, das waren Wanderschäfer oder  Leute, die herum gezogen sind, etwa Bauarbeiter, die von einer Großbaustelle  (Kloster!) zur nächsten zogen. Selbst hochqualifizierte Künstler, Maler, Bildhauer, Musiker  wie die Mozart-Familie gehörten zu der fluktuierenden Bevölkerung. Bei Beamten, die öfters versetzt wurden, verliert man leicht die Spur. 
Familienforschung  in der fluktuierenden Bevölkerung ist  schwierig.

In den staatlichen Archivalien haben die Fluktuierenden keine Spuren hinterlassen, denn sie zahlten keine Steuern,.
In den kirchlichen Archivalien sind die Angaben so weit verstreut, dass man keine Chance hat, sie zu finden.

Für jemand, der bei einer Kindstaufe oder Heirat dem Pfarrer den eigenen Namen nicht exakt sagen konnte, konnte der Pfarrer auch keinen ordentlichen Bucheintrag schreiben.

Hüter

Stallviehhaltung gibt es hier erst ab 1800. Vorher waren alle Tiere der Gemeinde zusammen auf der Weide und wurden vom Hüter bewacht. In größeren Orten gibt es eine Spezialisierung in Roßhüter, Kuhhüter, Schweinehüter. Schafe und Ziegen gab es hier wenig .

Der Hüter war Angestellter der Gemeinde. 1770 bis 1800 findet man in den Briefprotokollen gelegentlich förmliche Anstellungsverträge, in denen der Hüter das Recht zur Heirat, die Gemeinde aber die Pflicht zur Invaliden-Versorgung hat. Weitere Details interessierten die Obrigkeit nicht. Die Hüterfamilie wohnte im gemeindeeigenen Hüthaus oder Hirtenhaus. Ein solches ist in Aufhausen bei Erding als Baudenkmal erhalten. Ein Hüter konnte eigenes Vieh halten und brauchte somit nicht "arm" sein. Eigenartig ist der häufige Ortswechsel der Hüterfamilien, wofür kein Anlass erkennbar ist.

Tagwerker

Das sind Bewohner von Nebengebäuden größerer Höfe. Sie sind nicht wie Knechte fest angestellt, sondern werden nach Arbeitsanfall beschäftigt und führen einen eigenen Haushalt. In "Tagwerker-Aufnahme"-Protokollen wurden die Hauseigentümer zur Invaliditäts-Versorgung ihrer Tagwerker verpflichtet. Alles andere ist wie bei den Hütern. Die Fluktuation ist ebenso groß. Aus der Berufsbezeichnung "Tagwerker" (operarius) darf aber nicht geschlossen werden, dass es sich um einen Inwohner handelt. Auch ein Hauseigentümer konnte vom Tagelohn leben.
Als Inwohner (incola) werden in Sterbebüchern auch Personen bezeichnet, die als Pflegefälle bei einem ihrer Kinder wohnten. Im Leben können sie Großbauern gewesen sein.

Beamte

Die wenigen Amtsleute (Polizisten) auf dem Land wohnten in den Amtsgebäuden, hatten also Dienstwohnungen. Hier ist die Fluktuation durch Versetzungen verursacht. Dabei sind die Distanzen zwischen den Wohnorten erheblich größer als bei den Hütern und Tagwerkern.

Höhere Beamte (Richter, Förster) waren meist Hauseigentümer. Kapital zum Erwerb des Gebäudes war oft sogar Voraussetzung, um eine Stelle zu bekommen.

Schlosspersonal-Familien (Verwalter, Baumeister (das sind die Leiter der Landwirtschaft ),  Bräumeister, Jäger, Gärtner, Brunnenmeister  usw. ) hatten ebenfalls Dienstwohnungen und sind wie Beamte zu behandeln.

Personen mit Vermögen

In einigen Fällen mag das elterliche Erbteil oder der Verkaufserlös eines Hauses zu einem Lebensunterhalt in Miete ausgereicht haben. Raum dafür war in Wirtsgebäuden oder Nebengebäuden. Da auf dem Land "Müßiggang" verpönt war, wurde das nur bei älteren Leuten als "Austrag" toleriert.

Bettler

Es gibt Berichte mit allgemeinen Klagen über diesen Stand. Sie erscheinen mir maßlos übertrieben, denn in Sterbebüchern sind diese Personen äußerst selten. Andere Archivalien darüber fand ich noch nicht.

Ledige

Der Ledigenstand galt nur als vorübergehend. Bis zur Heirat gehörten Ledige entweder zur elterlichen Familie oder als Dienstboten zur Familie des Arbeitgebers. Das sind also keine Inwohner.

Ortsfremde

Diese ebenfalls vernachlässigten Pfarrbucheinträge gehören nicht zum Thema. Sesshafte, die in einer anderen (benachbarten) Pfarrei Sakramente empfangen, sollten dem Heimatort mit Angabe der "Fremdquelle" zugeordnet werden.

Inwohner in Ahnentafeln

In unseren Ahnentafeln werden überwiegend Personen mit Hausbesitz genannt. Kinder aus unbehausten Familien hatten mangels Heiratsgut wenig Gelegenheit zur eigenen Familiengründung. Als Tagwerker oder Hüter wurden bevorzugt ältere Personen aufgenommen, bei denen kaum Nachwuchs zu erwarten war.

Trotz ihrer Seltenheit kommen in fast jeder großen weitverzweigten Ahnentafel Inwohner vor. Die weitere Forschung ist wegen der Fluktuation dieser Personen stets schwierig bis unlösbar, ein toter Punkt.

Findet man beispielsweise mit dem Geburtsort den Taufeintrag, so war oft die Heirat der Eltern nicht in der gleichen Pfarrei und es fehlt jeglicher Hinweis, wo man weiter suchen könnte. Suche in den Nachbarpfarreien bringt nur spärliche Ergebnisse, da eine Kindstaufe, dort ein Kinder-Begräbnis.

Bei Hausbesitzern wäre das Problem mit Hilfe der Briefprotokolle zu lösen. Für eine zuziehende Familie sollte ein Kaufvertrag des Hauses zu finden sein, der den Herkunftsort nennt. In Hüter- und Tagwerker-Aufnahmen steht zwar auch eine Herkunft. Insgesamt sind diese Protokolle aber zu spärlich.

Ortsfamilienbücher

Im Unterschied zu den oben genannten Orts-Chroniken werden hier die Pfarrbücher vollständig ausgewertet und in alfabetischer Ordnung dargestellt. Sie enthalten also auch Unbehauste. Für Familienforscher mit "Inwohner"-Problemen sind sie nur bei markanten seltenen Namen hilfreich. Häufige Namen verschwinden in der Masse. Einträge einer Pfarrei ergeben für die Fluktuierenden selten ganze Familien, sondern nur einzelne Taufen, Begräbnisse, selten eine Heirat.

Nützlich werden die Ortsfamilienbücher bei den Inwohnern erst, wenn ein etwas größeres zusammenhängendes Gebiet bearbeitet ist.

Eigene Erfahrungen: Kiening's Datensammlung

Meine Arbeit war zuerst eine Sammlung von Ahnentafeln für das Gebiet nordwestlich von München. Um bei steigender Datenmenge den Überblick zu behalten, habe ich dann die Personen nach Häusern geordnet und dazu Kataster und Steuerbücher benützt. (Die Hausnamen im Historischen Atlas erwiesen sich als wenig brauchbar.) Bis zu diesem Stand kamen Unbehauste nicht vor oder wurden nicht als solche erkannt. Dann entdeckte ich eine Quelle:

Nachlaß von Dr. Hans Welsch, Dachau

Seit etwa 1935 hat Dr. Welsch von 14 Pfarreien im Hügelland westlich bis nördlich von Dachau Familienblätter erstellt. Eine Familie umfasst dabei 3 Generationen, Vater und Mutter, deren Eltern und Kinder einschließlich Heirat oder Tod der Kinder. Bearbeitungszeitraum ist von Beginn der Pfarrbücher bis zu Erstellung der Blätter, also etwa 1935. Familienbücher wurden nur zur Kontrolle herangezogen, nicht als eigentliche Quelle. Mit großer Konsequenz hat Welsch die 14 Pfarreien, die einen geschlossenen "Heiratskreis" bilden, vollständig bearbeitet. Über das ganze Gebiet hinweg hat er die Herkunftshinweise verknüpft.

Die Familienblätter sind innerhalb der Pfarrei nach Namen phonetisch alfabetisch sortiert. Fluktuation ist auch hier ein Problem: Etwa die Hälfte der Blätter enthält keine Familie, sondern nur ein oder wenige Kindstaufen oder einzelne Beerdigungen.

Solche Sammlungen gibt es, wie man hört, öfters. Meist sind sie verborgen (unveröffentlicht), in Karteiform, wenig benützerfreundlich und bei Benützung im Bestand gefährdet durch Verlust oder Falscheinordnung einzelner Karten oder Blätter. Eine Veröffentlichung setzt eine Computer-Erfassung voraus und das ist sehr viel Arbeit.

Dr. Gerhard Hanke, Dachau

Der Historiker Dr. Hanke erbte nach dem Tod von Dr. Welsch den Schrank voll Familienblätter. In der Zeitschrift Amperland hat der viele interessante Beiträge veröffentlicht, die aus diesen Daten schöpfen.

Das Thema der "Unbehausten" beschäftigte ihn besonders. Er ging es statistisch von den "Leibbüchern" (eine Art Steuerbuch) her an, sowie im Detail mit dem Versuch, Ahnentafeln für Unbehauste zu erstellen. Im Gespräch vertraute er mir an, dass es ihm nicht gelungen ist, Zusammenhänge oder Strukturen zu erkennen.

Um 1990 habe ich begonnen, die von Dr. Hanke zur Verfügung gestellten Familienblatt-Kopien aus dem Welsch-Nachlaß im Computer zu erfassen. Nach dem Tod von Dr. Hanke 1998 kam der Welsch-Nachlaß in das Stadtarchiv Dachau und steht ohne Unterbrechung zur Verfügung. Von einem Gang ins Stadtarchiv Dachau wird jedoch abgeraten, denn die Handschrift von Dr. Welsch ist kaum zu entziffern. Warten Sie lieber, bis ich die Daten alle  veröffentlicht habe. Derzeit (Anfang 2013) fehlen die Pfarrei  Dachau, die "Inwohner" und  uneheliche Kinder, die gleich wieder gestorben sind.

Haus-Zuordnung

Von Dr. Hanke kam die Idee, die Familien mit dem Computer nach Häusern zu ordnen. Technisch ist das einfach: Eine Häuserdatei enthält alle Häuser im Bearbeitungsgebiet nach dem Kataster von 1812. Gearbeitet wird mit den Hausnummern von 1812. Computerintern bekommt jedes Haus eine Zählnummer. Derzeit habe ich 10000 Häuser erfaßt, davon sind in Dr. Welsch's ländlichen Pfarreien 1400. Dachau mit Vororten wären weitere 300 Häuser.

Bei jedem Hausbesitzer wird neben den üblichen genealogischen Daten das Datum des Besitzerwerbes und die Haus-Zählnummer erfasst. Das Heiratsjahr gilt als Besitzerwerbsdatum, wenn nichts genaueres bekannt ist.

Nur der Rest sind Inwohner

Mit dem Thema "Unbehauste" hat das insofern zu tun, dass diese nach Bearbeitung der Hausbesitzer übrig bleiben. Natürlich waren die Familien der Hausbesitzer das wichtigste Ziel der Arbeit. Die Inwohner sind ein Nebenprodukt, dessen Bearbeitung allein nicht möglich ist. Das kann ich begründen:

Pfarrbuch-Angaben sind irreführend

Hinweise "incola" (Inwohner) , "pastor" (Hüter) und ähnliches im Pfarrbuch deuten auf Personen ohne Hausbesitz. Da die gleichen Personen häufig in Steuerbüchern als Hausbesitzer genannt werden, merkt man, dass das oft nicht stimmt.

1. Auch Hausbesitzer waren als Hüter oder Tagwerker tätig.

2. Austrägler, also Alte, die ihren Besitz übergeben haben, werden im Sterbeeintrag als Inwohner bezeichnet. Das trifft aber nicht auf ihr aktives Leben zu.

3. Verwitwete waren bei einem Kind, meist einer Tochter, an einem anderen Ort in Pflege und starben dort als Inwohner.

In all diesen Fällen kann man vom Sterbeeintrag nicht auf den Stand schließen.

Daten-Redundanz

Als Redundanz bezeichnet man die Wiederholung gleicher Angaben. Ohne Redundanz in den alten Urkunden wäre Familienforschung nicht möglich. Findet ein Forscher etwa 10 Taufen mit gleicher Elternangabe, so erkennt er diese als Geschwister. Er schreibt sie auf ein Blatt und nennt die Eltern nur einmal. Durch entfernen von 9 Redundanzen entsteht eine übersichtliche Darstellung. Schreiben wir zur Darstellung einer Familie auf ein Blatt Geburt, Heirat und Tod der Eltern, das sind 5 Pfarrbucheinträge, sowie Geburt und Tod von 10 Kindern, das sind 20 Pfarrbucheinträge, so reduzieren wir 25 Pfarrbucheinträge zu einer übersichtlichen Darstellung. Eine Familien-Zusammenstellung verringert also die Datenmenge drastisch.

Bei Fluktuierenden, die jede Familienstands-Änderung  in einer anderen Pfarrei eintragen lassen, hat die vorstehende Technik den gegenteiligen Effekt:

Familien-Zusammenstellung führt bei Inwohnern zu einer scheinbaren Familien-Vermehrung. Für die gleiche Familie entstehen statt einem bis zu 25 Familienblätter, nämlich in jeder berührten Pfarrei eines. Statistisch würden aus einer Familie 25 ! Der Effekt wird verstärkt, da sich Inwohner nicht wie die Sesshaften einer Pfarrei zugehörig fühlten und sogar Pfarreien aufsuchten, in denen sie nie wohnten.

Eine Auswertung der Pfarrbüchern nach "Inwohner"-Hinweisen ergibt also ein falsches Bild und eine Familienzählung ist stets falsch. Es waren in Wirklichkeit viel weniger Familien ohne Hausbesitz.

Computer-Eingabe: Familien und Stämme

Meine Arbeitsweise ist : Die Familien werden nach Häusern sortiert und Haus für Haus abgetippt. Übrig bleiben die stets unvollständigen Familienblätter der Inwohner. Diese sortiere ich wieder nach Namen, und zwar das gesamte Bearbeitungsgebiet zusammen. Die Arbeit ist noch nicht abgeschlossen, aber es zeigt sich, dass zu einer Familie passende Einträge oft über alle Pfarreien verstreut sind. Wenn bei Heiraten beide Partner Hüter-Kinder sind, bilden sich Hüter-Stämme. Die Amtsleute bilden einen Stamm. Das ist leicht erkennbar, denn die meisten haben den Familiennamen Gigl. Dieser Stamm verteilt sich über ein weit größeres Gebiet, als ich bearbeite. Ob sich Hüterstämme, falls es solche gibt, auf mein enges Forschungsgebiet bündeln lassen, muss sich erst zeigen. Markante Familiennamen sind mir bisher nicht aufgefallen.

Auswertung

Dr. Welsch kannte noch keinen Computer. Seine alfabetische Ordnung war die einzige Möglichkeit, gezielt etwas zu finden. Erst die Computer-Sortierung ermöglicht es, die gleichen Daten in mehreren Reihenfolgen darzustellen:

1. Sortierung phonetisch alfabetisch nach Namen, Vornamen, Heiratsjahr mit Angabe und Verweis auf Ort und Haus. Die Namen müssen vor der Sortierung phonetisch vereinheitlicht werden, (Päck wird Beck etc.). Vornamen werden zweckmäßig einheitlich nach Duden geschrieben, nicht einmal Hans und einmal Johann.

2. Familien in Häusern in zeitlicher Reihenfolge. Technische Sortierfolge: Ortsnummer, Hausnummer, Besitzerwerbsdatum Männer, dahinter die Gattinen und deren Kinder. Diese Sortierung ergibt anschaulich die Generations- und Besitzerfolge, also den logischen Zusammenhang.

3. Die genealogische Verknüpfung aller Personen als weitere Sortiermöglichkeit ist ebenfalls nur mit Computer möglich.

Die Unbehausten bleiben auch hier übrig. Meine Technik, um sie unterzubringen und mit darzustellen:

1. Hüter werden wie Hausbesitzer dem Hüthaus (im Heiratsort, also nur einmal) zugeordnet. Das gilt sinngemäß auch für Beamte, Schlosspersonal und Taglöhner. Werden die Kinder an anderen Orten getauft oder beerdigt, sind natürlich die Orte zum Datum anzugeben. Da ich ein Gesamt-Namensregister über alle Orte führe, ist es letztlich gleichgültig, in welchem Ort die Familie geführt wird. Sie wird immer gefunden.

2. Andere Inwohner-Familien kommen in ein fiktives Haus "Personen ohne Hausbesitz" mit der Phantasie-Hausnummer 999.

3. Wer bei der Erfassung nicht zugeordnet werden kann, kommt automatisch auf die Seite "Sonstige Personen ohne Zuordnung".

4. Taufen und Sterbefälle ohne Familienzuordnung erfasse ich in einer gesonderten Datei und stelle sie in jedem Ort auf einer eigenen Seite dar. Zu diesen Seiten kommt man nur über das Namensregister. Erkennbar sind die Daten an "*+".

Mehr über die dörfliche Sozialstruktur .

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(C) Josef Kiening, zum Anfang www.genealogie-kiening.de