Genealogische Datensammlung Kiening:
Typisch für Beamten-Lebensläufe sind die häufigen Versetzungen. Die übliche Familienforschung mit Hilfe der Pfarrmatrikel wird dadurch sehr erschwert, wenn nicht unmöglich.
Mit etwas Glück findet man für solche Vorfahren in den Personalakten eine Quelle, die dieses Problem mehr als behebt.
Als Beispiel sei die Personalakte von Wilhelm Fürst genannt:
Die Familienforschung stieß schon mit der Geburt von Peter Fürst auf einen toten Punkt. Er wurde am 20.7.1831 "auf der Reise" im Forsthaus Riglasreut geboren. Vater war Willhelm Franz Fürst und Ehefrau Elisabeth, geborene Hänfling, ohne weitere Ortsangaben.
Erst die Personalakte löste die Rätsel. Zuerst muß die für den Beamten zuständige Behörde gefunden werden. Förster werden beim Finanzministerium (Bayer. Hauptstaatsarchiv) geführt. Nun gibt es nicht wenige Förster mit diesem Namen, denn die Fürst waren eine weit verzweigte Förster-Familie. Erst ab 1860 drängten Söhne von Adeligen (mit akademischem Studium) in den gehoben Forstdienst und die "gelernten" Förster hatten dagegen keine Chancen mehr.
Wie sein Vater und seine bekannten Vorfahren ab 1700 strebte auch Wilhelm Fürst eine Stelle im Forstdienst an. Die Personalakte im Bayer. Hauptstaatsarchiv enthielt keinen Hinweis auf den Geburtsort, denn sie beginnt mit der Bewerbung um eine Forstwartstelle. Der Forstwart entspricht dem heutigen Förster.
Das Staatsarchiv Bamberg konnte auch dieses Rätsel lösen, denn es fand die Personalakte für die Forstgehilfenzeit von Wilhelm Fürst mit Angabe des Herkunftsortes.
Zum Verständnis der Personalakte sei auf die Personendaten ( hier unter Ort Vohenstrauß ) hingewiesen.
Die letzte und wichtigste Dienststelle von Wilhelm Fürst war von 1849 bis zu seinem Tod 1861 das Forsthaus Gleisenau. Dieses heute denkmalgeschützte Forsthaus liegt am äußersten Rand des großen Waldgebietes "Lichtenfelser Forst". Der nördliche Waldrand war zugleich Landesgrenze, denn Coburg wurde erst 1920 bayerisch. Hier stand Fürst auf verlorenem Posten. Die "coburgischen" holten Holz und Wild aus dem bayerischen Forst, konnten aber nicht verfolgt werden, denn im Ausland hatte Bayern natürlich keine Polizeigewalt. Umgekehrt scherten sich die Coburger Behörden nicht um Straftaten, die nur im Ausland Schaden verursachten. Der Förster stand ganz allein da und führte Kleinkrieg.
Die Ehefrau Elisabeth geborene Hänfling war eine Wirtstochter aus Kirchenthumbach und war einen extrem lebhaften Betrieb von Kindheit an gewöhnt. Die jahrzehntelange Stille und Einsamkeit im Forsthaus, das einen Tagesmarsch durch den Wald von der nächsten bayerischen Siedlung entfernt lag, ertrug sie nicht. Sie drehte durch und wurde ins Irrenhaus gesteckt. Als sie nach dem Tod ihres Mannes nicht mehr im Forsthaus wohnen mußte, war sie plötzlich wieder normal und sorgte gut für ihre Kinder, wie aus der Personalakte hervorgeht.
Die Nahrung der Försterfamilie bestand überwiegend aus Wild. Wegen der extrem vielen Fleischnahrung litt die ganze Familie an Gicht, auch die Kinder ! Das besserte sich erst allmählich nach dem Tod des Vaters, als die Familie in Grafenwöhr und später in Regensburg wohnte und sich wieder normal ernährte.
Textauszüge aus der Personalakte Wilhelm Fürst. (Bayerisches Hauptstaatsarchiv).
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(C) Josef Kiening, zum Anfang www.genealogie-kiening.de