Josef Kiening: Häuser und Familien im Gebiet nordwestlich von München

Musterseite Steuerbuch von 1671

Ein Beispiel für das Steuerbuch von 1671 als Leseübung gedacht.

Das Steuerbuch enthält nur die Antworten auf die 12 Fragen.
Erläuerung des Steuerbuches.
Das Fragstueck in der Originalfassung

 Drucken Sie zweckmäßig die Bilder aus und lesen Sie:

Erste Seite für Andreas Kiening in Niederroth

Übersetzung des Textes

1. Andre Khiening
2.  Ain halben Hof zum Closter Inderstorf gehörig
3. Järling anhin an Gelt 3 fl 15 xr. an
   Küchendienst 50 Ayr 5 Khäs 5
   Hiener und 1 Gans, dann zum chur(fürstlichen)
   Castenamt Dachau 4 fl . : xr Scharwerchgelt
4. Freystüft ohne Brief
5. Durch Übergab vermög Briefs den 27.
    9ber anno 1669 von seiner Mutter Ann
    gegen Herausgab 250 fl bekommen
    und damahls 24 fl 48 xr Anfahl bezahlt.
6. bei 20 fl darin verbaut und achte
    per 500 fl

2. Seite Originalbild Steuerbuch

7, dermallen 4 Roß 3 Füll 2 Stier 2
    jährige Öxl 3 Khüe 2 abgenommene Kälbl
    6 Schaf 1 Lampel 1 redo Schweinsmutter
    und 7 Frischling neben noch 2 jerig Schwein.
8. Schezt die Farnus per 20 fl weither nichts
9. nichts
10. Steuert 7 fl 44 xr 2 hl.
11. Herein nichts, hinaus aber an der über-
      gab 250 fl, weillen aber seine Mutter
      bereits verstorben, als hat sich die Helften
     hiervon getroffen, 125 fl, und den
     andern Teil seinem Bruder schuldig
     verbleibe, dann sei der Vormünder

3. Seite Originalbild Steuerbuch

    ueber Michael Teifflardt zu Überacker
    über des Geörgen Wagners 4 Khünder
    zu Niederroth  verpflichter Vormunder
    per 300 fl, so bereith 6 Jahr uf Zins gehen.
12. Wisse bei dieser Zeit nichts erhausen.

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Kommentar:

Andreas Kiening leistet an seinen Grundherrn Kloster Indersdorf anstelle einer Getreidelieferung 3 Gulden und 15 Kreuzer, außerdem liefert er an die Klosterküche jährlich 50 Eier, 5 Käse, 5 Hühner und 1 Gans.
Anstelle einer Scharwerksleistung (zum Beispiel Wegebau) bezahlt er 4 Gulden an das Kastenamt Dachau.

Er besitz seinen Hof in Freistift und hat dafür keinen Vertragsbrief vom Kloster bekommen, als mündlich per Handschlag.

Die Mutter hat ihm den Hof am 27. November 1669 übergeben, also ist der Vater wohl kurz zuvor gestorben.
Er bezahlte der Mutter zur Verteilung an die Miterben 250 Gulden und an das Kloster Indersdorf 24 Gulden Anfall (= Grunderwerbsteuer).

In den zwei ´Jahren seit der Übergabe hat er 20 Gulden für die Gebäudeinstandhaltung aufgewendet, so dass der Hof jetzt 500 Gulden wert ist.

Sein Viehbestand ist 4 Pferde und 2 Fohlen, 2 Stiere und 2 junge Ochsen, 3 Kühe und 2 Kälber, 6 Schafe und 1 Lamm, ein Zuchtschwein mit 7 Ferkeln und 2 Mastschweine.

Diese Fahrnis, das bewegliche Vermögen (Viehbestand)  ist 20 Gulden wert. Sonst hat er keinerlei Vermögen.

Frage 9 nach weiteren Gütern: Er besitzt keine.

Die reguläre Steuer an den Landesherrn beträgt 7 Gulden 44 Kreuzer 2 Heller

Schulden herein wären Forderungen, hat er keine. 
Schulden hinaus sind Verbindlichkeiten. Er hat die Übergabesumme von 250 Gulden an seine Mutter noch nicht bezahlt. Da die Mutter inzwischen gestorben ist, fiel ihm die Hälfte davon als Erbteil wieder zu, so dass er nur noch 125 Gulden an seinen Bruder auszahlen muss.

Außerdem verwaltet er Mündelgelder für Michael Teufelhart in Überacker und die 4 Kinder des Georg Wagner in Niederroth. Diese 300 Gulden hat er bereits 6 Jahre  verzinslich angelegt.

Frage 12 nach dem Reinertrag: Er kann keinen Überschuss erwirtschaften. Würde er einen Gewinn zugeben, müsste er eine Steuererhöhung befürchten.

Die gesamte Steuerlast an Grundherrn und Landesherrn betrug in Geld etwa 15 Gulden jährlich. Die früher übliche Getreideabgabe wurde bereits durch eine Geldzahlung ersetzt, was in einem guten Erntejahr sicher günstiger für ihn war.

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(C) Josef Kiening, zum Anfang www.genealogie-kiening.de