Josef Kiening: Genealogie und Häuser im Gebiet nordwestlich von München

Familienforschung im Staatsarchiv

Die folgende Seite bezieht sich auf das Staatsarchiv München. In den anderen Staatsarchiven gilt sinngemäß das gleiche.

Lesesaal

Falls Sie zum ersten Mal ein Staatsarchiv betreten: Taschen und Mäntel werden an der Garderobe gelassen und dürfen nicht in den Lesesaal mitgenommen werden. Einen tragbaren Computer (Laptop) können Sie im Lesesaal benützen und an der Steckdose anstecken. Fotografieren ist nicht erlaubt.

Beim ersten Besuch legen Sie Ihren Personalausweis vor und füllen einen Benutzerantrag aus. Dabei geben Sie Ihr Forschungsthema an, zum Beispiel "Familienforschung". Familienforschung, Heimatforschung oder wissenschaftliche Arbeiten sind in bayerischen Staatsarchiven gebührenfrei.

Das Staatsarchiv München hat 30 km Archivalien in den Regalen stehen. Sie brauchen sich trotzdem nicht mit guten Schuhen ausrüsten und müssen auch keine 30 km marschieren, um zu Ihren Archivalien zu kommen, denn die Benützung funktioniert so:

Wenn Sie Ihre Anmeldung im Repertorien-Zimmer erledigt haben, wird Ihnen die Benützer-Beratung empfehlen, welche Archivalien für Ihr Thema geeignet sind. Die Signatur dieser Archivalien schreiben Sie auf einen Bestellzettel und geben diesen ab. Etwa alle 2 Stunden werden diese Zettel abgeholt und nach weiteren 2 Stunden werden die Archivalien gebracht. In den 2 Stunden läuft der Archivar an den 30 km Regal entlang und holt die Bücher oder Akten heraus.

Kopien vom Staatsarchiv nach meinen Quellenangaben

aus Mikrofilm-Rollen des Staatsarchives

(ergänzt 2021)

Meine Quellen-Angaben enthalten das Archiv, die Signatur, das Datum und in der Überschrift bei jedem Haus das zuständige Amt. Damit ist es im Prinzip möglich, direkt die Archivalie zu finden.

Am einfachsten ist es, wenn Sie selbst zum Staatsarchiv gehen, so wie ich in den Jahren 1990 bis 2005. 
 Jetzt brauchen Sie die Hilfe der Benützer-Beratung, um von der Signatur auf die Filmrolle zu kommen. Sie bekommen einen Bestellzettel mit der Filmrollen-Nummer und erhalten im Lesesaal normalerweise gleich die Rolle. Da meines Wissens nur ein Rollen-Lesegerät vorhanden ist, ist eine Voranmeldung zweckmäßig.  Auf der Rolle suchen Sie die Signatur (= Band) und  im Band das richtige Amt. Innerhalb des Amtes sind Briefprotokolle nach Datum  ein gebunden. Das Mikrofilm-Gerät kann Kopien drucken.

Lesen müssen Sie die Archivalie selbst.  Das ist nicht Aufgabe des Archiv-Personales. 

Ob das Staatsarchiv auf schriftliche Anforderung mit Angabe der Signatur, Amt  Datum  und Vorgang Protokolle auf den Filmrollen sucht und Kopien druckt, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall müssen Sie mit einer Gebühr für diese Extra-Arbeit rechnen. Grundsätzlich sind die Archivare sehr hilfsbereit.
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Manche Archivalien sind ausgelagert. Dann dauert es 2 Wochen, bis sie im Lesesaal ankommen.

Es ist also zweckmäßig, Bestellung von Archivalien und deren Bearbeitung zeitlich zu trennen. Der erfahrene Archivbenützer bestellt immer ein Buch im Voraus als Arbeitsvorrat und vermeidet so Wartezeiten.

Die bestellten Bücher werden im Lesesaal für Sie aufbewahrt, so lange Sie daran arbeiten. Das können durchaus Wochen sein. Sind Sie mit der Bearbeitung fertig, so geben Sie das Buch bei der Aufsicht zurück und es wird wieder aufgeräumt. Falls Sie längere Zeit nicht erscheinen, werden die unbenützten Bücher ebenfalls aufgeräumt.

Im Lesesaal wird nichts gesprochen. Gruppenarbeit mehrerer Leute zur gemeinsamen Entzifferung einer Archivalie ist also nicht möglich. Essen, Rauchen und Benützung von Handy-Telefonen gibt es im Lesesaal nicht.

Repertorien

Das ist die Bezeichnung für die Find-Bücher, in denen die Archivare ihre Schätze verzeichnet haben. Der Übertitel ist zunächst die Behörde, die die Archivalie geschrieben hat und die Art der Archivalie. Das ist für den Anfänger die größte Hürde. Deshalb steht in www.genealogie-kiening.de zu jedem Haus in der Überschrift der Grundherr und das zuständige Gericht .

Das Staatsarchiv hat keine Archivalien, die nach Personennamen geordnet sind und auch keine Verzeichnisse nach Namen. (Zeit vor 1875, bzw. vor 1800) . Weiß der Familienforscher nur den Namen seines Vorfahren, so kann er damit wenig anfangen. Sie sollten sich schon etwas mit der Materie vertraut machen. Auf meiner Seite Verwaltung stehen einige Grundbegriffe. Der Historische Atlas von Bayern beschreibt die Verhältnisse in ganz Bayern.

Üblicher Einstieg in die Briefprotokolle

Sie müssen im Historischen Atlas nach der Überschrift schauen, zu welchem Amt oder zu welcher Hofmark Ihr Ort gehört. Diese Überschrift kann einige Seiten vorher auch in der Mitte einer Seite stehen. Zum Beispiel gibt es im Pfleggericht Dachau die Ämter Dachau, Neuhausen, Schwabhausen und Esting, sowie viele Hofmarken.

Die Briefprotokolle sind üblicherweise nach Ämtern gegliedert und nur im richtigen Amt brauchen Sie suchen. Das ist das zuständige Gericht. Die Grundherren sind nur interessant, wenn sie eigene Archivalien hinterlassen haben, was nur für die Klöster zutrifft. Die Briefprotokolle sind aber die erste Wahl. Nur wenn diese fehlen, steigt man in die Klosterliteralien (im Bayerischen Hauptstaatsarchiv) ein.

Eine Ausnahme ist, wenn es sich um einschichtige Anwesen handelt. Dann ist in den Briefprotokollen dieser Hofmark zu suchen, nicht im Pfleggericht.

Um das Anwesen zu bestimmen, schaut man in die "Dominikal- und Rustikalsteuer- Kataster" von 1812/13. Hier stehen alle Häuser, mit Hausbesitzern, Hausnummern, Hofnamen, Grundherren und zuständigem Gericht. Wenn Sie eines der Kriterien wissen, finden sie sie zugehörigen anderen.

Der Einstieg erfolgt also fast immer über die Kataster.

Der Kataster ist das Grundbuch, in dem alle Hausbesitzer verzeichnet sind. Haben Sie das Haus Ihres Vorfahren mit seinem Namen gefunden, so steht meist ein Datum dabei, an dem der Erwerb notariell verbrieft wurde. Mit diesem Datum finden Sie im Briefprotokoll des zuständigen Gerichtes, das ebenfall im Kataster zu finden ist, die Urkunde. Für die Briefprotokolle wieder gibt es Verzeichnisse (Findbücher) mit den Jahrgängen der Bände. Innerhalb des Gerichtes bzw. Amtes sind die Protokolle nach Datum geordnet.

Im Repertorium (Findbuch) stehen die Jahrgänge der einzelnen Archivalien mit ihren Nummern, den Signaturen.

Signaturen

Um eine Archivalie zu bestellen, brauchen Sie die Signatur. In www.genealogie-kiening.de finden Sie Signaturen, falls ich die Archivalie selbst bearbeitet habe.

Beispiel aus einer meiner Häuserbuch-Seiten:

"vor 1699 (Qu: StA Mü Steuerbuch STB 185)
26.11.1700 Schuldner (Qu: BayHStA Briefprot. F1238 167) "

Siehe dazu Abkürzungs-Verzeichnis :

StA Mü ist das Staatsarchiv München und "STB 185 " ist eine Signatur, die das Archiv kennt. In diesem Fall ist es ein Steuerbuch , für das besondere Regeln gelten.

Am 26.11.1700 ist ein Schuldschein im Briefprotkoll F1238 167 eingetragen. Das ist noch eine alte Signatur des Staatsarchives München. Der Bestand, nämlich Briefprotokolle der Hofmark Massenhausen, kam inzwischen in das Bayerische Hauptstaatsarchiv und wird dort in Kürze eine neue Signatur erhalten.

Eine Liste mit den Signaturen der von mir verwendeten Bücher finden Sie hier , Erklärungen dazu unter Quellen . Allerdings hat das Staatsarchiv München inzwischen die Signaturen geändert. Meine Liste enthält noch die alten Signaturen. Die neue laufen unter dem Titel "Rentmeisteramt München Unterbehörden (laufende Nr.).

Suchen Sie also Daten zu bei mir genannten Personen, so legen Sie meine zitierten Signaturen dem Archivpersonal vor und es wird Ihnen gezeigt, wie Sie die Archivalie bestellen können. Unter dem Datum finden Sie dann die Urkunde.

Ohne diese Hilfe bleibt Ihnen nur, im richtigen Findbuch die richtige Archivalie zu orten und mit Hilfe der Benützerberatung die Signatur auf den Bestellzettel zu schreiben.

Lesen der Archivalien

Lesen und Abschreiben der Archivalie ist Ihr Problem. Hierzu dürfen Sie vom Archivpersonal keine Hilfe erwarten. Ein Beispiel für die Schrift in alten Archivalien. Lesehilfe für die Deutsche Schrift bei http://www.deutscheschrift.de/

Als Anfänger werden Sie kaum auf Anhieb alte Verträge lesen können. Dann sollten Sie, wenn Sie die richtigen Seiten nach Datum und Name gefunden haben, einen Fotoauftrag ausfüllen und von diesem Vertrag eine Kopie anfertigen lassen. Das kostet natürlich etwas. Die Kopie können Sie in Ruhe entziffern und sich bei schwierigen Stellen von erfahrenen Leuten helfen lassen. Die Ausführung eines Fotoauftrages dauert etwa 3 Wochen.

Mit etwas Übung wird das Lesen der Urkunden immer leichter. Juristen halten sich beim Schreiben der Verträge und Urkunden genau an die gesetzlichen Regeln, wodurch stets gleichlautende Schriftstücke entstehen. Das ist heute genauso wie früher. Nach einiger Übung können Sie diese genormten Vertragstexte auswendig hersagen. Damit ist das Lesen auch schlechter Schriften keine Kunst mehr. Sie brauchen nur nach den Variablen, nämlich Namens- und Ortsangaben suchen und wissen genau, an welcher Stelle diese stehen.

Nur Mut !

Mit meinen Erklärungen will ich nicht abschrecken, sondern zeigen, wie man im Staatsarchiv an die richtigen Archivalien über die eigenen Vorfahren kommt. Das Archivpersonal ist sehr entgegenkommend. Ihre Ahnentafel kann es aber nicht aus dem Ärmel schütteln, denn das wäre schon ein Wunder.

Haben Sie erst gelernt, die alten Urkunden zu lesen, dann wird es ein faszinierendes Hobby .

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(C) Josef Kiening, zum Anfang www.genealogie-kiening.de